Erzbistum Köln verzeichnet 135 Missbrauchsbetroffene

 (DR)

Im Rahmen der Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe verzeichnet das Erzbistum Köln mindestens 135 Betroffene und 87 beschuldigte Priester in den Jahren 1946 bis 2014. Das entspreche vier Prozent der durchgesehenen Akten, gab das Erzbistum am Dienstag in Köln bekannt. Unter den Beschuldigten waren 81 Diözesanpriester, vier Ordenspriester und zwei Diakone. Generalvikar Markus Hofmann zeigte sich betroffen vom Ausmaß des Missbrauchs.

Von den 87 beschuldigten Priestern sind 40 verstorben, wie es hieß. In 21 Fällen gab es Maßnahmen oder Sanktionen, darunter Frühpensionierungen, ein Verbot priesterlicher Dienste, der Ausschluss aus dem Klerikerstand und eine finanzielle Beteiligung an Therapiekosten. In 33 Fällen erfolgten keine Sanktionen: So ließ sich in zwei Fällen eine Unschuld nachweisen; in 27 Fällen fehlten konkrete Tatnachweis; vier Meldungen waren anonym, so dass dort keine Klärung möglich war.

Das Erzbistum hat eigenen Angaben zufolge seit 2011 an Missbrauchsbetroffene insgesamt 620.635 Euro in Anerkennung ihres Leids gezahlt, davon 150.804 Euro für Therapien von 22 Personen. Die meisten Vorfälle hätten sich in den 1960er und 1970er Jahren ereignet. Unter den Betroffenen haben sich 103 männliche und 32 weibliche Personen im Alter zwischen drei und 18 Jahren befunden. Das Erzbistum betonte, dass nur die Fälle mit Minderjährigen untersucht wurden und die Zahlen entsprechend nur die Spitze des Eisbergs sein könne.

In 65 Prozent der erfassten Fällen sei es zu Taten mit körperlicher Berührung bis hin zur Penetration gekommen. In weiteren 35 Prozent der Fälle sei der Beschuldigte exhibitionistisch geworden, habe pornografisches Material gezeigt oder mit den Minderjährigen erstellt. In einem Fall gebe es Hinweise aus auf Pädophilie. Als Tatort wurde häufig die Privat- oder Dienstwohnung, die Kirche selbst oder andere kirchliche Gebäude genannt.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte bereits am Wochenende eine weitere unabhängige Untersuchung des sexuellen Missbrauchs in seinem Erzbistum angekündigt. Die bundesweite Studie der Deutschen Bischofskonferenz habe nur stichprobenartig gearbeitet, begründete er seine Entscheidung. Zudem seien nur zehn Bistümer in einer Tiefenstudie vertreten gewesen. Das Erzbistum Köln hatte nicht zu diesen Diözesen gehört. Zudem will Woelki laut Hofmann einen Betroffenenkreis einrichten, in dem diese gehört werden sollten und in Sachen Prävention mitreden könnten. (KNA, 25.09.2018)