Erzbistum Köln klagt nicht gegen Express

Nach Nackt-Protest

Das Erzbistum Köln verzichtet auf eine Klage gegen den Express. Die Kölner Zeitung war vorab über den Nackt-Protest an Weihnachten im Kölner Dom unterrichtet worden und hatte ausführlich darüber berichtet.

Dompropst Norbert Feldhoff / © dr
Dompropst Norbert Feldhoff / © dr

Das Kölner Domkapitel hatte daraufhin juristisch prüfen lassen, ob es gegen den Express und andere Medienvertreter ein Verfahren wegen Beihilfe eröffnen soll.

Dompropst Norbert Feldhoff will von juristischen Schritten gegen den Express absehen. Stattdessen habe er das Angebot angenommen, in einem ausführlichen Interview die Position der Kirche darzulegen. In dem Gespräch wehrt sich Feldhoff auch gegen die Kritik, selbst nichts oder zu wenig gegen die Aktion getan zu haben. Er habe einen Tag vor der Weihnachtsmesse eine Mail erhalten, in der eine Protestaktion angekündigt worden war.

Feldhoff: Dom wird kein Hochsicherheitstrakt

"Womit wir überhaupt nicht rechnen konnten, ist die Tatsache, dass eine Halbnackte auf den Altar sprang. Dieser skandalöse Auftritt war völlig neu im Dom - und natürlich nicht angekündigt", sagte Feldhoff am Mittwoch im "Express"-Interview. Zwar arbeite das Domkapitel daran, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen, aber klar sei auch, "dass wir den Dom nicht zu einem Hochsicherheitstrakt ausbauen werden" oder "Besucher wie auf dem Flughafen nach Metallgegenständen durchsuchen".

Der Dompropst hinterfragt das Verhalten der Express-Mitarbeiter und anderer Medienvertreter: "Man sollte sich wenigstens im Nachhinein generelle medienethische Fragen stellen - wie die: Werden wir Journalisten nicht selbst vor den Karren einer Aktion gespannt? Werden nicht auch wir instrumentalisiert?" Die Erörterung solcher Fragen wolle er durch sein Interview mit anregen.

Bei der Aktion am Ersten Weihnachtstag mit dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner war eine junge Hamburgerin auf den Altar im Kölner Dom gesprungen und hatte ihren Oberkörper entblößt, auf dem "I am God" ("Ich bin Gott") geschrieben stand. Sie habe damit gegen eine sexistische und patriarchalische Haltung der katholischen Kirche demonstrieren wollen, sagte sie später.

Gegen die Femen-Aktivistin selbst wurde bereits Anzeige wegen Störung der Religionsausübung erstattet. Darüber hinaus wurde auch ein Gottesdienstbesucher angezeigt, der die bereits von den Ordnern im Dom in Obhut genommene Frau geschlagen haben soll.


Quelle:
KNA , DR