Erzbistum Köln bietet Lehrgang zur Kinderchorleitung an

"In jedem steckt eine Kopfstimme"

Eine Ausbildung zur Kinderchorleiterin oder zum -leiter bietet das Erzbistum Köln an. An Wochenenden werden Interessierte im Singen mit Kinderstimmen geschult. Eine seltene Kompetenz, sagt Regionalkantor Matthias Röttger.

Singen im Kinderchor / © SpeedKingz (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sie bieten im Erzbistum Köln eine Ausbildung für Kinderchorleiterinnen und Kinderchorleiter an. Wen sprechen Sie damit an?

Matthias Röttger (Regionalkantor): Alle im erzieherischen Bereich. Das sind sowohl Fachkräfte in den Kitas, in den Grundschulen, im Offenen Ganztag. Alle, die sich mit Kindern beschäftigen, wollen wir nach Möglichkeit erreichen.

Matthias Röttger

"Schön wäre je eine Fachkraft, die ein bisschen geschult ist im Singen mit Kindern."

Unser Wunschtraum wäre es zum Beispiel, dass es in jeder Einrichtung, in jeder Kita, in jeder Grundschule zumindest eine Fachkraft gibt, die ein bisschen geschult ist im Singen mit Kindern.

DOMRADIO.DE: So einen Kinderchor kann man einfach nur so leiten, zusammen üben und vielleicht hat man mal einen Auftritt, vielleicht vor den Eltern oder den Omas, aber Sie machen das auch, damit die Kinder dann im Gottesdienst singen?

Röttger: Ja, wir machen das sicherlich auch für die Gottesdienste, aber das ist nicht unbedingt nur unser Anliegen. Uns Fachleuten, sage ich mal so, fällt immer wieder auf, dass vielfach mit Kindern zum Beispiel relativ tief gesungen wird oder dass viele Lieder Erwachsene süß finden, aber die Lieder gar nicht der Kinderstimme entsprechen.

Wir wollen einen Fundus von Pädagoginnen und Pädagogen ausbilden, die sich mit Kinderstimmen auskennen und im guten Sinne für die Kinderstimme mit den Kindern singen.

DOMRADIO.DE: Das heißt dann, wenn ich mit denen zusammen singen will, dann muss ich in einer Kindertonlage ganz hoch singen können?

Röttger: Ja, beziehungsweise manchmal reicht es auch, wenn man sagt: Oh da gibt es ein begabtes Kind, das stimmt das Lied an, denn für mich ist das vielleicht ein bisschen zu hoch.

 

Matthias Röttger

"Man muss den Leuten Mut machen, auch mal in dieser Stimmlage ihre Stimme zu trainieren."

Meistens ist es so, in der Ausbildung kann man den Leuten meistens gut vermitteln, dass man auch in einer helleren Lage singen kann. Auf dem Schulhof, in der Einrichtung, da muss ich mich ganz laut mit "brustiger" Stimme durchsetzen. Aber diese Kopfstimme, die hat eigentlich jeder Mensch. Man muss sie nur wecken. Und man muss den Leuten Mut machen, auch mal in dieser Stimmlage ihre Stimme zu trainieren.

DOMRADIO.DE: Wie wird die Ausbildung gestaltet?

Röttger: Wir haben elf Einheiten, davon sind zehn Einheiten Unterricht und eine Reflexionsstunde. Darin wird eine kleine Teilnahmebescheinigung ausgegeben.

In den zehn Stunden fokussieren wir uns in fünf Unterrichtseinheiten auf den Grundschulchor, drei Unterrichtseinheiten haben mehr die Kitakinder im Blick und zwei auch ein weiterführendes Singen, etwa für das fünfte oder sechste Schuljahr. Wir versuchen, einen kleinen Überblick über das weitere Spektrum Kinderchor zu geben.

DOMRADIO.DE: Wir haben die Gottesdienste eben angesprochen, wo Sie sagen, das kann auch für einen Gottesdienst sein, muss aber nicht. Aus pastoralen Sicht gesehen ist ja eine Chorgruppe ein ganz wichtiger Bestandteil für die Gemeinde, oder?

Röttger: Das auf alle Fälle. Gerade über das Singen erreicht man viele Kinder und damit auch Familien. Ich muss das Singen, den Text eines Liedes auch erläutern. Und insofern mache ich auch ganz viel Katechese mit den Kindern. Das ergibt sich schon aus der Musik.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Das Erzbistum Köln

Ende 2021 gehörten 1.805.430 Katholiken zum Erzbistum Köln. Das sind 63.137 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang setzt sich im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 zusammen aus 40.772 Kirchenaustritten (2020: 17.281) sowie der Differenz zwischen den Sterbefällen (27.503) und den Taufen (10.286), die gegenüber 2020 (7.845) angestiegen sind. 

Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR
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