Erzbischof Zollitsch zur finanziellen Situation der Kirche und der Merkel-Kritik am Papst

Der Stand der Dinge

Die Deutsche Bischofskonferenz rechnet wegen der Wirtschaftskrise mit einem Rückgang der Kirchensteuer um bis zu zehn Prozent. Die Rücklagen der katholischen Kirche seien aber nur wenig betroffen, so Erzbischof Robert Zollitsch. In einem Zeitungsinterview äußerte er sich außerdem zu einem möglichen Deutschlandbesuch des Papstes und Angela Merkels Benedikt-Kritik.

 (DR)

Mit ihrer öffentlichen Kritik an Papst Benedikt XVI. war Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Auffassung von Erzbischof Robert Zollitsch schlecht beraten. Er könne Merkels Sorge im Hinblick auf den Bischof der traditionalistischen Piusbruderschaft und Holocaust-Leugner Richard Williamson nachvollziehen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einem Interview des Berliner "Tagesspiegel" (Montag). "Dass sie sich dazu äußern wollte, verstehe ich gut", so Zollitsch wörtlich. Es wäre aber richtig gewesen, den diplomatischen Weg zu wählen.

Merkel habe zudem Forderungen gestellt, die zu dem Zeitpunkt bereits erfüllt gewesen seien. Zollitsch äußerte die Hoffnung auf eine baldige Klärung des Konflikts um die Piusbruderschaft. "Ich wünsche mir, dass das noch dieses Jahr geschieht", sagte er. Zur Begründung verwies er auf Umfragen in Frankreich, nach denen das Ansehen Benedikt XVI. stark abgenommen hat.

Noch keine Entscheidung über Deutschlandreise des Papstes
Eine dritte Deutschlandreise von Papst Benedikt XVI. steht weiter in den Sternen. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen, so Zollitsch. Wenn die Visite 2010 stattfinden sollte, dann wohl eher in der zweiten Jahreshälfte, so der Freiburger Erzbischof.

Er betonte, nach dem Besuch des Kölner Weltjugendtags 2005 und in seiner bayerischen Heimat ein Jahr darauf sei es Zeit für einen offiziellen Staatsbesuch von Benedikt XVI. Zollitsch sagte, er würde sich freuen, wenn der Papst im Rahmen eines Berlinbesuchs auch in eines der neuen Bundesländer reist. Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) habe das Kirchenoberhaupt bereits zwei Mal persönlich eingeladen, auch in Dresden zeige man großes Interesse.

Weniger Kirchensteuer - aber sichere Rücklagen
Die Deutsche Bischofskonferenz rechnet wegen der Wirtschaftskrise mit einem Rückgang der Kirchensteuer um bis zu zehn Prozent. Die Rücklagen der katholischen Kirche seien aber nur wenig betroffen, so Zollitsch. Die Einnahmen seien schon wegen der zunehmenden Kurzarbeit gesunken.

Die Rücklagen der katholischen Kirche in Deutschland seien durch die Finanzkrise aber nur wenig betroffen, erklärte der Freiburger Erzbischof. Sie habe ihr Geld meist konservativ angelegt. "Wir waren nie in der Versuchung, das große Geld machen zu wollen", so Zollitsch wörtlich. 2008 hatte die katholische Kirche in Deutschland ein Rekordhoch bei den Kirchensteuer-Einnahmen verzeichnet. Die 27 Bistümer erzielten insgesamt 5,066 Milliarden Euro und damit im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von rund 8,8 Prozent.

Der Erzbischof betonte zugleich, die Kirche sei in der Seelsorge für die Menschen gefordert, die Angst um ihre Existenz hätten oder ihren Arbeitsplatz verlieren. Zollitsch lobte in diesem Zusammenhang den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Krise. Es sei richtig, dass sie mit dem Konjunkturpaket reagiert habe. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz äußerte sich auch zu den Versuchen, Opel zu retten. Entscheidend sei, ob die Firma ein zukunftsträchtiges Konzept habe. Zudem seien zunächst Investoren gefragt, "ob der Staat dann weitere Garantien gibt, ist eine andere Frage".