Erzbischof Zollitsch zum 10. Jahrestag der Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre"

"Gemeinsamkeiten der großen Kirchen betonen"

Katholiken und Protestanten sollten nach Ansicht des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, stärker auf die Gemeinsamkeiten zwischen den Kirchen achten. Mit den Feiern zum 10. Jahrestag der Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" Ende Oktober in Augsburg könnte verdeutlicht werden, "was uns schon geschenkt worden ist in der Ökumene"

 (DR)

Erzbischof Zollitsch äußerte sich in einem Interview der katholischen Wochenzeitung «Rheinischer Merkur». Darin bedauerte er die heftige Kritik evangelischer Theologen an der Erklärung und wies auf fortbestehende Schwierigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten hin.

Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber sagte dem «Rheinischen Merkur», dass die Rechtfertigungserklärung ohne die Proteste der evangelischen Theologieprofessoren vielleicht mehr zur Ökumene beigetragen hätte. Weber hält es für möglich, dass es in Zukunft zu einer gemeinsamen Erklärung von Katholiken und Protestanten zum Abendmahl kommen könnte. Die katholische Kirche erlaubt bis heute keine Abendmahlsgemeinschaft mit Protestanten und verbietet Katholiken die Teilnahme am evangelischen Abendmahl.
Hingegen steht die evangelische Abendmahlsfeier Christen anderer Konfessionen offen.

In der gemeinsamen Erklärung von 1999 erreichten Protestanten und Katholiken eine Annäherung in einer Grundsatzdiskussion: Die Protestanten vertraten jahrhundertelang den Standpunkt, der Mensch könne allein durch die Gnade Gottes gerettet werden. Hingegen vertrat die katholische Kirche die Auffassung, die Menschen können unter anderem auch durch gute Taten zu ihrer Rettung beitragen. Kritiker der gemeinsamen Erklärung von Augsburg werfen jedoch den Protestanten vor, katholische Lehraussagen zu akzeptieren und umgekehrt.