Erzbischof Zollitsch zu den Zielen seiner Afrika-Reise Ende August

"Nigeria ist nicht vergessen"

Erzbischof Robert Zollitsch, reist Ende August zum ersten Mal nach Afrika. Er besucht für zehn Tage Nigeria. Er werde sich dort für den christlich-muslimischen Dialog einsetzen, kündigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Montag im domradio-Interview an. "Es gibt keine Alternative zum Dialog." Außerdem will sich Zollitsch über Hilfsprojekte der Katholischen Kirche in Deutschland informieren.

 (DR)

domradio: Eine Reise nach Nigeria zum jetzigen Zeitpunkt ist gefährlich - warum fahren Sie dennoch?
Zollitsch: Ich will zeigen, dass das Land trotz allem ein Land der Hoffnung und der Zukunft ist - denn das Christentum dort wächst. Auch die Katholische Kirche. Ich will zeigen, dass die katholischen Bischöfe Einfluss nehmen und engagieren, dass es auch - Gott sei Dank - ein Gespräch gibt mit Muslimen im Norden des Landes. Ich will helfen, von außen auch zu sagen "Trotz oder gerade wegen der Spannungen - Nigeria ist nicht vergessen". Wir sind als Katholische Kirche in Deutschland solidarisch mit den Katholiken und Christen in diesem Land. Wir kümmern uns aber auch mit darum, dass es aufwärts geht und die reichen Bodenschätze, die dort sind, auch wirklich den Menschen zugute kommen. Ich möchte den Bischöfen Mut machen, sich auch gesellschaftlich und sozial auch weiterhin noch stärker zu engagieren.

domradio: Sie werden auch mit den Muslimen das Gespräch suchen - welche Botschaft werden Sie Ihnen mitbringen?
Zollitsch: Ich werde ganz klar sagen: Es gibt keine Alternative zum Dialog. Es ist wichtig, dass Religionen und Konfessionen nicht zu Spannungen, sondern zum Frieden beitragen. Auch zum Frieden in der Welt und damit in jedem einzelnen Land. Und darum halt ich es für sehr gut, dass ein Gespräch mit Muslimen im Nordosten stattfindet. Ich möchte sowohl den Muslimen als auch den Christen Mut machen, trotz der Spannungen, Angriffe und Opfer nicht darin nachzulassen, das Gespräch zu suchen. Weil das das Einzige ist, was in die Zukunft führt. Und wenn es uns gemeinsam gelingt zu zeigen, dort, wo Christen und Muslime ihren Glauben leben, gibt es nicht Spannungen und Krieg, sondern dort suchen Menschen gemeinsam nach einer guten Zukunft - dann, meine ich schon, hat sich die Reise gelohnt.

domradio: Nigeria hat reiche Bodenschätze - die Menschen aber leben in Armut. Ein Grund für die Spannungen, und dann noch der religiöse Unterschied. Was leistet die Katholische Kirche schon jetzt gegen diese Spannungen?
Zollitsch: Einerseits gibt die Kirche viel Anlass zum Dialog. Das ist wichtig. Sie versucht auch, den Regierenden klar zu machen, dass der Reichtum des Landes nicht wenigen gehören kann, sondern dass der Reichtum des Landes möglichst allen zugute kommen muss. Und wir helfen gerade über Misereor an vielen Stellen den Menschen vor Ort, dass sie lernen, wie sie mit den Bodenschätzen leben können, wie sie mit dem leben können, was auch dem Land wächst. Wir haben ausgesprochen befähigte Leute dort, die die Bischöfe beraten. Und die dann - ganz im Stillen durch diese Beratungsdienste - eine enorme Aufbauarbeit leisten. Bis hin zu ganz konkreten Projekten: Wenn es etwa um das Wasser geht, wenn es etwa um die medizinische Versorgung geht. Da geschieht in der Stille sehr, sehr viel, das meistens gar nicht bekannt ist bei uns.

domradio: Was braucht Nigeria gerade jetzt in Zeiten der Unruhe? Werden Sie den Menschen auch Hilfe mitbringen?
Zollitsch: Der Geschäftsführer von Misereor wird mich begleiten. Und wir werden einzelne Projekte besuchen und unterstützen. Und wir haben vor allem eines vor: Nigeria hat einen gewaltigen Priesternachwuchs - und Not hat, die Priester auszubilden. Wir werden für ein Priesterseminar, das gerade gebaut wird, eine große Spende mitnehmen, um zu zeigen, dass wir gerade in Menschen und deren Ausbildung investieren wollen. Und damit in die Zukunft.