Erzbischof Zollitsch mahnt zur Erinnerung an Novemberpogrome

"Mehr zu Bruch gegangen als nur Scheiben"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch hat gemahnt, die Erinnerung an die Novemberpogrome von 1938 wachzuhalten. "Für die Juden klafft da bis heute eine riesige Wunde", sagte der Freiburger Erzbischof der Katholischen Nachrichten-Agentur. Deshalb sei es wichtig, Zeichen zu setzen, "indem wir auch 70 Jahre danach dieser furchtbaren Ereignisse gedenken und sie nicht einfach wegwischen".

 (DR)

Die Versöhnung sei auch für die Kirche eine "ganz wichtige Aufgabe"..
Deshalb gebe es zum 70. Jahrestag des 9. Novembers zahlreiche Gedenkfeiern und Gottesdienste. "Dort wollen wir unser eigenes Versagen vor Gott tragen", erklärte Zollitsch. Zugleich wolle die Kirche damit verdeutlichen, "dass wir daraus lernen und dass wir zur Versöhnung entscheidend beitragen wollen". Positiv bewertete der Konferenzvorsitzende, dass es wieder "tragfähige und belastbare" Brücken zwischen Juden und Christen gibt. "Wir schauen auf eine bessere gemeinsame Zukunft", sagte Zollitsch.

Zugleich wandte sich der Erzbischof gegen den verharmlosenden Begriff der sogenannten Reichskristallnacht, "denn es ist ja viel mehr zu Bruch gegangen als nur rein äußerlich ein paar Scheiben".

Zwar treffe die Bezeichnung Pogrom auch nicht ganz, da das Wort spontane Volkserhebungen bezeichne. Hinter den Ausschreitungen 1938 hätten jedoch sehr viel Planung und Organisation gesteckt, so Zollitsch. Dennoch bevorzuge er den Begriff "Pogromnacht", weil er deutlicher mache, "dass hier wirklich Furchtbares geschehen ist" und dass es damals auch spontane Volkserhebungen gegeben habe.