Erzbischof Woelki weist Kritik an Vatikan-Gespräch mit Piusbrüdern zurück

"Unfaire" Äußerungen

Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat die Kritik des Parlamentarischen Geschäftsführers der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, an den Gesprächen zwischen dem Vatikan und der traditionalistischen Piusbruderschaft zurückgewiesen.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. werde bei seinem Besuch in Berlin in der kommenden Woche mit Juden und Muslimen sprechen, sagte Woelki am Donnerstag in Berlin. Zudem sei die Aussöhnung zwischen Christen und Juden ein durchgehendes Thema seiner theologischen Schriften. An keiner Stelle degradiere er Homosexuelle und emanzipierte Frauen zu Menschen zweiter Klasse.



Nach fast zweijährigen Verhandlungen hatte der Vatikan am Mittwoch der Piusbruderschaft eine "Lehrmäßige Erklärung" zu grundlegenden Glaubenslehren der Kirche übergeben. Die Unterzeichnung dieses Dokuments ist Bedingung für weitere Verhandlungen über eine Rückkehr der seit 1988 von der Kirche abgespaltenen Gemeinschaft. Beck hatte am selben Tag erklärt, mit einer Duldung der Piusbrüder dulde der Papst auch eine "Ideologie der Ungleichwertigkeit innerhalb der katholischen Kirche, die Juden, Muslime, Homosexuelle und emanzipierte Frauen zu Menschen zweiter Klasse degradiert". Es sei ein "Skandal, dass ein deutscher Papst derart geschichtsvergessen den Schulterschluss mit einer hardcore-antisemitischen und antidemokratischen Sekte sucht", so Beck.



Piusbrüder wollen gegen Beck vorgehen

Weiter sagte Woelki, Gespräche mit den Piusbrüdern seien wichtig, da die Einheit der Kirche ein hohes Anliegen sei. Es bedeute nicht, dass sich der Papst deswegen mit allen Aussagen einzelner Mitgliedern dieser Gruppe identifiziere. Es stehe Beck frei, den Papst zu kritisieren. "Ein wenig mehr an Differenzierung und weniger an Polemik wären aber angemessen", so der Erzbischof.



Die Piusbruderschaft prüft derweil rechtliche Schritte gegen Beck. Dessen Äußerungen sollen einem Anwalt vorgelegt werden. Weiter erklärte die Vereinigung am Donnerstag in Stuttgart, der "Grünen-Ideologe" beweise einmal mehr, dass er "die Reife für eine pluralistische Gesellschaft" wie Deutschland noch nicht erlangt habe. Beck müsse seine Äußerung widerrufen und sich entschuldigen.