Erzbischof Woelki gehört künftig zu Papstwählern

Bald jüngster Kardinal der Welt

Die Ernennung kam früher als erwartet: Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki, der erst vor knapp einem halben Jahr von Köln in die Hauptstadt kam, wird am Samstag in den Kardinalsstand erhoben. Mit 55 Jahren ist er dann das jüngste Mitglied des höchsten katholischen Gremiums, das unter anderem den Papst wählt und dem seit dem Zweiten Weltkrieg fast immer ein Berliner Oberhirte angehörte.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Damit setzt sich der steile Aufstieg des früheren Kölner Weihbischofs in der Kirchenhierarchie fort. Seitdem er im vergangenen August Hauptstadtbischof wurde, erhielt er von vielen Seiten gute Noten. Vorwürfe einer rückwärtsgewandten Amtsauffassung, die etwa wegen seiner Promotion an der "Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz" der Opus-Dei-Gemeinschaft erhoben wurden, sind weitgehend verstummt.



Aufgabe "mit rheinischer Fröhlichkeit angehen"

Von Beginn an zeigte sich der hochgewachsene Woelki mit seinem markanten schwarzen Brillengestell offen und ohne Berührungsängste. Er wolle "nicht mit dem moralischen Zeigefinger herumfuchteln", sondern seine neue Aufgabe "mit rheinischer Fröhlichkeit und Leichtigkeit angehen", kündigte er bei seiner ersten Pressekonferenz in der Hauptstadt an.



Bei seinem Start kam Woelki auch der Papstbesuch zu Hilfe. Vor den Augen der Welt begrüßte er im September Benedikt XVI. im Olympiastadion. Vor dem Kirchenoberhaupt betonte er unter Hinweis auf die vielen Religionen in Berlin, dass die Metropole keine gottlose Stadt sei.



Umzug in den Berliner Wedding

Schon mit der Wahl seines Wohnsitzes setzte der Nachfolger von Kardinal Georg Sterzinsky ein Zeichen. Er zog in den Stadtteil Wedding, einen sozialen Brennpunkt mit hohem Migrantenanteil. Gleich in den ersten Wochen seiner Amtszeit traf er zudem mit Flüchtlingen vom Balkan zusammen. Der Erzbischof kritisierte, "wie die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht". Als neuer Caritas-Bischof, zu dem ihn die Deutsche Bischofskonferenz im Herbst wählte, kann er sich nun im Namen seiner Amtsbrüder verstärkt für benachteiligte Menschen einsetzen. Als Hauptstadtbischof will Woelki sich dort zu Wort melden, "wo es um Recht und Würde des Menschen geht".



Auch beim Thema Homosexualität setzte Woelki bereits Akzente. Einerseits verteidigte er die Kirchenposition, dass es "aus katholischer Sicht vor Gott nicht geordnet" sei, eine gleichgeschlechtliche Veranlagung auszuleben. Andererseits betonte er, dass er selbst darüber kein Urteil fällen wolle. Aufsehen erregte vor allem aber, dass er mit Vertretern des Lesben- und Schwulenverbands auf deren Einladung zusammentraf.



Innerkirchlich will Woelki sich dafür einsetzen, den Einfluss der Frauen zu vergrößern. Sie zu Weiheämtern zuzulassen, widerspreche "dem göttlichen Stifterwillen", betont er. Aber sie könnten etwa in der Verwaltung des Erzbistums leitende Aufgaben wahrnehmen. "Die Kirche darf kein reiner Männerclub sein", so der designierte Kardinal.



Mit Blick auf die Zukunft der Kirche setzt Woelki auch auf geistlich geprägte Gemeinschaften, die ihren Alltag vom Evangelium her leben und zugleich anderen gegenüber offen sind. Bei solchen Gemeinschaften sei erst einmal unerheblich, "wie groß das Territorium einer Pfarrei ist". Zugleich hebt Woelki aber hervor, dass die Katholiken sich innerhalb einer Pfarrei nicht aus dem Blick verlieren dürften. Deshalb sei die gemeinsame Sonntagsmesse unverzichtbar.