Erzbischof Schick über seine Erwartungen an die Bischofssynode

"Afrikaner müssen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen"

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick (60) ist von Papst Benedikt XVI. in die zweite Afrika-Synode berufen worden. Die bis zum 25. Oktober in Rom tagende Synode befasst sich mit dem Thema "Die Kirche in Afrika im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens". Schick nimmt in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission "Weltkirche und Mission" der Deutschen Bischofskonferenz teil. Mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sprach er am Freitag über seine Erwartungen und Hoffnungen vor dem Treffen.

Erzbischof Ludwig Schick (hier bei seiner Afrika-Reise 2008) (KNA)
Erzbischof Ludwig Schick (hier bei seiner Afrika-Reise 2008) / ( KNA )

KNA: Herr Erzbischof, mit welchen Erwartungen reisen Sie zur Afrika-Synode?
Schick: Afrika gerät dadurch wieder in das Blickfeld der Welt, und hoffentlich wird dauerhaft Interesse für den Kontinent geweckt. Wenn Afrika bisher in den Medien vorkommt, dann nur durch schlechte Nachrichten über Katastrophen und Krieg, Hungersnöte und Krankheiten oder es werden die Touristenattraktionen genannt. In der Synode soll Afrika über sich selber sprechen können, über seinen Reichtum an intelligenten, dynamischen, zukunftswilligen Menschen sowie über seine großen Kulturen. Selbstverständlich erwarte ich auch, dass die Hoffnungen und Schwierigkeiten Afrikas zur Sprache kommen. Die Afrikaner sollen über ihren Beitrag zur Entwicklung der globalisierten Welt und ihre Erwartungen an die übrige Weltbevölkerung reden können. Bisher haben die Europäer, Nordamerikaner und arabischen Völker über Afrika gesprochen und entschieden.

KNA: Was sind aus Ihrer Sicht die bestimmenden Themen mit Blick auf Afrika?

Schick: Die bestimmenden Themen der Afrika-Synode sind dem Motto zufolge Versöhnung, Gerechtigkeit und Friede. Die Synode wird darüber beraten, wie Versöhnung zwischen den Stämmen und Völkern Afrikas gelingt. Dazu gehören der Dialog zwischen den Religionen und über die Kolonialgeschichte. Der zweite Schwerpunkt ist Gerechtigkeit, zunächst zwischen Armen und Reichen, Mächtigen und Ohnmächtigen in Afrika selbst. Dazu gehört auch die Bildungs- und Chancengleichheit sowie ein solides und gutes Handeln von Regierungen. Und natürlich spielen hier auch die internationalen Verhandlungen über gerechte Preise, über den Abbau von Handelsbeschränkungen und von Agrarsubventionen sowie über den Erlass der Staatsschulden eine Rolle. Der Friede, das dritte Thema der Synode, fällt auch in Afrika nicht vom Himmel. Es muss unter anderem über gesetzliche Verbote in Europa und Nordamerika geredet werden, Waffen nach Afrika zu liefern. Und es muss eine strikte Ächtung und ein gesetzliches Verbot von Kindersoldaten geben.

KNA: Welche Erwartungen wird die Kirche Afrikas formulieren?

Schick: Die Kirche Afrikas wird, so hoffe ich, ihre Stärken und Begabungen deutlich machen und hervorheben. Sie wird das Evangelium als Quelle von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden unterstreichen.

Sie wird auf ihre Gottesdienste verweisen, die Menschen verschiedenster Gruppen, Völker und Rassen Afrikas zusammenführen und darin Gemeinschaft stiften mit Gott und untereinander. Sie wird auf die vielen Bildungseinrichtungen hinweisen, die die Entwicklung voranbringen, und die karitativen Dienste für Kinder und Jugendliche, für Aidskranke und für alte Menschen betonen. Dabei wird die Kirche Afrikas sicher auch an die reicheren Kirchen Europas und Nordamerikas appellieren, ihr zu helfen, dass sie diese wichtigen Dienste weiterführen kann.

KNA: Welche Schwerpunkte wollen Sie in dieser Synode setzen?
Schick: Ich will aufmerksam zuhören und die afrikanischen Brüder und Schwestern ermuntern, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Die nachhaltige Entwicklung Afrikas ist nur durch die Afrikaner selbst möglich. Zugleich möchte ich deutlich machen, dass die deutsche Kirche auch weiterhin nach Möglichkeit und Kräften helfen wird, dass sich die Schwesterkirchen in Afrika entwickeln können, um ihre Dienste für die Menschen und Völker und ihre Entwicklung in Afrika wahrnehmen zu können.

KNA: Welche An- und Herausforderungen werden nach der Synode an die Afrika-Arbeit der deutschen Kirche gestellt?

Schick: Meine große Hoffnung und mein größter Wunsch ist, dass die drei Säulen der weltkirchlichen Arbeit für Afrika noch stärker im Blick stehen werden. Das heißt, wir in Deutschland werden noch häufiger und intensiver für und mit der Kirche Afrikas beten. Wir werden Afrika noch besser kennenlernen; Afrika wird kein vergessener und totgeschwiegener Kontinent mehr sein. Besonders durch unsere Hilfswerke Misereor, missio, das Kindermissionswerk und andere sowie durch unsere diözesanen und pfarrlichen Partnerschaften und Initiativen werden wir unseren Partnern in Afrika helfen. Hilfe zur Selbsthilfe ist dabei das Stichwort.

Das Interview führte Christian Wölfel.