Erzbischof Schick über die Vorgänge im Würzburger Priesterseminar

"Antisemitismus hat in der Kirche keinen Platz"

Im Würzburger Priesterseminar werden auch kommende Priester für das Erzbistum Bamberg ausgebildet. Einer von ihnen muss nun gehen. Erzbischof Ludwig Schick im domradio.de-Interview über die Hintergründe und die Folgen der Vorgänge.

Erzbischof Ludwig Schick (epd)
Erzbischof Ludwig Schick / ( epd )

domradio.de: Herr Erzbischof, was ist nach den Erkenntnissen der Untersuchungskommission dran an dem Verdacht der rechtsradikalen Priesteramtskandidaten?

Erzbischof Schick: Es gibt kein braunes Netz im Priesterseminar Würzburg, aber es gibt einige Studenten, eigentlich handelt es sich um drei Studenten, die Witze über Juden und Konzentrationslager erzählt haben und rechtsradikale Musik gehört haben. Das sind Äußerungen von Einzelnen, denen wir nachgehen, und denen vor alle Dingen die Kommission nachgegangen ist. Sie hat festgestellt, dass es bei zwei Studenten so ist, dass wir sie aus dem Seminar entlassen mussten. Einer gehört zu Würzburg und einer zu Bamberg, der Bischof von Würzburg hat die Entlassung ausgesprochen und ich auch.

domradio.de: Woher kam ein solcher Verdacht - wie kann es unter Priesteramtskandidaten, bei denen man eine besondere geistige Reife annimmt, zu solchen Exzessen kommen?

Erzbischof Schick: Das wissen wir auch nicht genau, dem müssen wir auch nachgehen. Es ist in unserer Gesellschaft so, dass es solche Witze gibt, dass Menschen zu Rassismus neigen. Die Kirche ist auch immer ein Teil der Gesamtgesellschaft. Wir wollen alles tun, dass solches antijüdisches und rassistisches Gedankengut in unserer ganzen Gesellschaft eben nicht vorhanden ist, und wenn, dann behoben wird. Da müssen wir bei uns anfangen. Wer als Priester für eine menschenfreundliche Gesellschaft eintreten will, der muss von solchen Gedanken völlig frei sein, dazu ist die Ausbildung da in den sieben oder acht Jahren auf das Priestertum hin. Und da muss alles geschehen, dass es Priester sind, die zu Ehren Gottes, zum Heil der Menschen, für das Gemeinwohl und für die Würde und Rechte aller Menschen eintreten können.

domradio.de: Es liegt ja bei Priestern in der Natur der Sache, dass Sie von der katholischen Lehre überzeugt sind. Wie wichtig ist in der Priesterausbildung denn auch das Thema Toleranz für andere Religionen, insbesondere für das Judentum, das ja die Grundlage für das Christentum bildet?

Erzbischof Schick: Wir haben eindeutige Aussagen in Nostra Aetate , dem Dekret des II. Vatikanischen Konzils über die nichtchristlichen Religionen. Da steht, was das Judentum angeht, eindeutig, dass wir alle Missachtung, Verletzung, Verfolgung von unseren Geschwistern, den Juden, ablehnen. Dass wir bedauern, was in der Geschichte vorgekommen ist, und dass wir jetzt miteinander in eine gute Zukunft gehen wollen in gegenseitigem Respekt und Achtung und im Miteinander. Für eine Welt, in der alle leben können: Verschiedenheit in der Einheit.

domradio.de: Wie sieht der Dialog künftig mit den jüdischen Gemeinden vor Ort aus?

Erzbischof Schick: Das hat es natürlich Irritationen gegeben. Wir müssen mit der jüdischen Gemeinde reden, aber an sich sind die Beziehungen in Würzburg und Bamberg zur jüdischen Gemeinde sehr gut. Und in Bamberg haben wir auch eine Kommission "Interreligiöser Dialog". Wir sind ständig im Gespräch, aber es hat jetzt Irritationen gegeben, die müssen auch ausgeräumt werden. Aber ich glaube das ist möglich, unsere Beziehungen stehen auf so gutem, festem Fundament, dass auch solche Störungen und Irritationen sie nicht auf Dauer belasten werden, sondern ausgeräumt werden können.

domradio.de: Was sagen  denn die Mitstudenten?

Erzbischof Schick: In dem Bericht sind alle 18 Seminaristen vernommen worden, die sind z.T. erschüttert, zum Teil wussten sie aber auch gar nichts davon, denn das hat ja nicht in dem allergrößten öffentlichen Rahmen stattgefunden. Manche sind auch innerlich verletzt, auch da muss jetzt geredet werden. Mit den Seminaristen muss jetzt die ganze Geschichte aufgearbeitet werden.

Das Interview führte Christian Schlegel.


Quelle:
DR