Erzbischof Marx bestürzt und beschämt über Missbrauchsfälle

"Schwere Stunden" für die Kirche

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat sich erstmals zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. Beim Gottesdienst zur Weihe eines neuen Weihbischofs sprach Marx am Sonntag im Münchner Liebfrauendom von "schweren Stunden" für die Kirche.

 (DR)

Mit «Bestürzung und Scham» müsse er feststellen, dass in den vergangenen Wochen in der Mitte der Kirche vieles geschehen sei, «was wir nur mit Schrecken wahrnehmen».

Der Erzbischof appellierte an die Gläubigen, darin den Aufruf Jesu Christi zur Umkehr zu erkennen. Dazu gehöre es, nichts zu verschweigen und zu vertuschen, sondern der Wahrheit ins Auge zu sehen. Im Erzbistum München-Freising steht im Zuge des Skandals derzeit das oberbayerische Benediktinerkloster Ettal im Brennpunkt.

Nach der Aussage von inzwischen 20 ehemaligen Internatsschülern hat es dort in den vergangenen 40 Jahren mehrfach Missbrauch und Misshandlungen gegeben. Beschuldigt werden vier Patres, von denen einer bereits verstorben ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Einige Vorwürfe fallen nicht unter die Verjährungsfrist.

Abt Barnabas Bögle und Schulleiter Pater Maurus Kraß mussten vergangene Woche auf Druck des Münchner Generalvikars Peter Beer zurücktreten. Beide hatten ihnen 2003 und 2005 bekanntgewordene Verdächtigungen nicht ans Erzbistum gemeldet. Dies widerspricht den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz von 2002.

Unter den Schülereltern und Absolventen des renommierten Benediktinergymnasiums gibt es Vorbehalte gegen das energische Vorgehen der Münchner Bistumsleitung. Der auf Drängen der Erzdiözese eingesetzte Sonderermittler will am nächsten Freitag seine Erkenntnisse öffentlich machen.