Erzbischof Heße wird Pate für einen Stolperstein in Hamburg

Erinnerung nicht verlieren

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße übernimmt die Patenschaft für einen Stolperstein in der Nähe seines Wohn- und Amtssitzes. Der Stolperstein wird am Montag im Hamburger Stadtteil Sankt Georg verlegt, wie das Erzbistum mitteilte.

Stolpersteine / © Harald Oppitz (KNA)
Stolpersteine / © Harald Oppitz ( KNA )

Er erinnere an die geistig behinderte Wilhelmine Camman (1885-1944), die in Hamburg aufwuchs und in einer Wiener Pflegeanstalt starb. Heße werde bei der Verlegung durch Künstler Gunter Demnig dabei sein.

Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg ( KNA )

Camman hat laut Erzbistum bis 1926 in der Danziger Straße 6 gelebt, sei dann in die Alsterdorfer Anstalten in Hamburg und 1943 in eine Anstalt nach Wien gebracht worden. Laut Patientenblättern habe sie 1939 noch bis zu 85 Kilo gewogen, kurz vor ihrem Tod im Juni 1944 sei sie nur noch 42 Kilo schwer gewesen. Forschende sprächen von "Mord durch Hunger".

Erinnerung nicht verlieren

"Mit diesem Stein kommt mir das Leben und Sterben Wilhelmine Cammans näher", sagte Heße. "Wir dürfen die Erinnerung an dieses Kapitel der deutschen Geschichte nicht verlieren. Stolpersteine fordern uns auf, für die Würde jedes menschlichen Lebens einzutreten." Diese Mahnung sei heute notwendiger denn je.

Aktionskünstler Gunter Demnig mit einem Stolperstein / © Bernd Wüstneck (dpa)
Aktionskünstler Gunter Demnig mit einem Stolperstein / © Bernd Wüstneck ( dpa )

Stolpersteine sind mit den Namen und Lebensdaten von NS-Opfern versehen und werden meist vor deren ehemaligen Wohnhäusern verlegt. Es handelt sich um Messingtafeln im Straßen- oder Gehwegpflaster. Der Künstler Gunter Demnig hat diese Form des Gedenkens initiiert. Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Patenschaften sind eine Form der Finanzierung. Der Initiative "Stolpersteine in Hamburg" zufolge haben Bürger der Hansestadt bislang Patenschaften für mehr als 6.400 Stolpersteine übernommen.

Stolpersteine von Gunter Demnig

Über 70.000 Stolpersteine hat er schon verlegt - fast überall in Europa erinnern sie an das Schicksal von deportierten Juden. Doch am Ziel ist der Künstler Gunter Demnig noch längst nicht. Junge Menschen könnten anhand von Einzelschicksalen die NS-Verbrechen besser aufarbeiten, sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb will er noch viel mehr Stolpersteine vor Häusern verlegen, in denen die Menschen einst lebten.

Gunter Demnig verlegt 70.000. Stolperstein / © Thomas Rohnke (epd)
Gunter Demnig verlegt 70.000. Stolperstein / © Thomas Rohnke ( epd )
Quelle:
KNA