Erzbischof Heße will Missbrauch in Mecklenburg aufarbeiten

Möglichkeiten zur Reflexion

Vor einem Jahr wurde eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirchen Mecklenburgs veröffentlicht. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße erklärt, welche Konsequenzen daraus gezogen wurden und wie es nun weitergeht.

Akten auf einem Tisch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Akten auf einem Tisch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ein Jahr nach Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie für die katholische Kirche in Mecklenburg ist das Erzbistum Hamburg weiter mit der Aufarbeitung beschäftigt.

Erzbischof Stefan Heße / © Maximilian von Lachner (DBK)
Erzbischof Stefan Heße / © Maximilian von Lachner ( DBK )

"Wir haben allen Gemeinden in Mecklenburg die Möglichkeit zur Einordnung der Ergebnisse und zur Resonanz gegeben", teilte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit.

Eine Arbeitsgruppe entwickele Aktionen und Angebote, um in den Gemeinden Möglichkeiten zur Reflexion anzubieten. Eine erste Sammlung von Vorschlägen werde vorbereitet. "Nach wie vor ist es unser Interesse, dass sich betroffene Menschen melden und sich artikulieren, wenn sie es für sich als sinnvoll und hilfreich erachten", so Heße.

Mecklenburg besonders von sexuellem Missbrauch betroffen

Im Erzbistum Hamburg war Mecklenburg besonders von sexuellem Missbrauch betroffen. Am 24. Februar 2023 hatte ein Forscherinnenteam unter Leitung der Ulmer Psychiaterin Manuela Dudeck eine Studie für diese Region vorgestellt.

 Vorstellung der Studie zu Missbrauch in Mecklenburg
 / © Michael Althaus (KNA)
Vorstellung der Studie zu Missbrauch in Mecklenburg / © Michael Althaus ( KNA )

Die vom Erzbistum beauftragte Untersuchung ermittelte für die Jahre 1946 bis 1989 rund 40 Betroffene und 19 Beschuldigte, geht aber von einer hohen Dunkelziffer aus. Außerdem fanden die Forscherinnen heraus, dass sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche Mecklenburgs während der DDR-Zeit nicht nur von der Kirche, sondern auch vom Staat vertuscht wurde.

Nach Veröffentlichung der Studie hatte Heße angekündigt, in Abstimmung mit der Aufarbeitungskommission Nord und dem Betroffenenrat Nord weitere Untersuchungen in Auftrag geben zu wollen, die das ganze Gebiet des Erzbistums Hamburg erfassen. Dazu müsse mit den beiden Gremien weiter über die Kriterien der Aufarbeitung beraten werden, so Heße nun. "Ich meine, im Ergebnis müsste es eine Studie sein, die einen wirklichen Erkenntnisgewinn bringt."

Betroffenenrat und Erzbistum "ringt in vielem miteinander"

Der Erzbischof erinnerte daran, dass die Universität Osnabrück noch in diesem Jahr eine Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück vorlegen wolle. Dort würden auch die Regionen Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein untersucht, die vor der Errichtung des Erzbistums Hamburg zum Bistum Osnabrück gehörten. "Das ist ein weiterer wichtiger Baustein auch für uns."

Zum Verhältnis zwischen Betroffenenrat und Erzbistum erklärte Heße: "Wir ringen in vielem miteinander." Beide Seiten seien permanent im Austausch. Jährlich gebe es zwei Treffen des Betroffenenrats und der Aufarbeitungskommission mit den Bischöfen und Generalvikaren der Nordbistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück.

Erzbistum Hamburg

Die Fläche des Erzbistums Hamburg beträgt 32.520 Quadratkilometer, denn das Bistum umfasst drei Bundesländer: Hamburg (755 Quadratkilometer), Schleswig-Holstein (15.803 Quadratkilometer) und der Landesteil Mecklenburg (15.962 Quadratkilometer) des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Es ist damit das flächenmäßig größte Bistum in Deutschland.

Der Anteil an Katholiken beträgt 351.683 Menschen. Davon leben in Hamburg 157.311 (ca. 10% der Gesamtbevölkerung), in Schleswig-Holstein 157.475 (ca. 6% der Gesamtbevölkerung) und in Mecklenburg 36.897 (ca. 3,5% der Gesamtbevölkerung).

Mariendom in Hamburg / © Maria Feck (KNA)
Mariendom in Hamburg / © Maria Feck ( KNA )
Quelle:
KNA