Erzbischof Burger sieht Kirche vor einer Zeitenwende

In der Vergangenheit zu sehr verwaltet?

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sieht die katholische Kirche in Deutschland an der Schwelle einer Zeitenwende. Sicherheiten würden brüchig und der christliche Glaube verliere vielfach an prophetischer Kraft, betonte er.

Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz ( KNA )

Zudem wendeten sich Katholikinnen und Katholiken "in bislang nie gekanntem Ausmaß" von ihrer Kirche ab, sagte Burger am Freitag zu Beginn des Freiburger Diözesanforums.

"Wir erleben eine seit Jahrzehnten andauernde Entwicklung, auch weil es uns nicht mehr gelingt, unseren Glauben als für das Leben und die Gesellschaft relevante, frohe Botschaft erlebbar zu machen." Selbstkritisch sagte der Erzbischof: Selbstkritisch sagte der Erzbischof: "Vielleicht haben wir in der Vergangenheit zu sehr verwaltet."

Aufruf zu offenem Dialog

Burger ermutigte die Katholikinnen und Katholiken, die "Kraft der christlichen Botschaft" wieder stärker spürbar werden zu lassen, für jeden Gläubigen, für die Kirche und für die gesamte Gesellschaft. Wie wichtig dies sei, zeige sich beispielsweise derzeit in der enormen Hilfsbereitschaft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

Menschen im Gebet / © Jörg Loeffke (KNA)
Menschen im Gebet / © Jörg Loeffke ( KNA )

Burger rief die rund 200 Teilnehmenden des am Freitag und Samstag online organisierten Diözesanforums zu kritischem und offenen Dialog auf. Es gehe jetzt darum, eine Strategie für das kirchliche Leben der kommenden Jahre im Erzbistum Freiburg zu beschließen.

Theresa Hunnius (BDKJ-Vorständin im Erzbistum Freiburg)

"Es nützt uns nichts, nur Texte zu verabschieden, sondern wir müssen vorangehen und einen echten Kulturwandel beginnen."

Für die katholischen Jugendverbände in der Erzdiözese sagte BDKJ-Vorständin Theresa Hunnius, es brauche jetzt den Mut, um neue, kreative Ideen zu entwickeln und auszuprobieren. "Es nützt uns nichts, nur Texte zu verabschieden, sondern wir müssen vorangehen und einen echten Kulturwandel beginnen." Das Diözesanforum, so Hunnius, biete dazu Gelegenheit.

Kirche im Südwesten setht vor Veränderungen

Das Forum will bis Samstag Eckpunkte eines Leitbilds für kirchliches Leben in den Kirchengemeinden und in der Caritas beraten. Im Juli tritt das neu formierte Gremium, in dem Kirchengemeinderäte, Priester sowie kirchliche Verbände und Gruppen vertreten sind, erneut zusammen. Dann soll es um konkrete Umsetzungsideen und Schwerpunktsetzungen gehen.

Aktuell steht die katholische Kirche im Südwesten - auch wegen Priestermangels und sinkender Gläubigenzahlen - vor großen Veränderungen. Bis 2025 plant die Erzdiözese, Strukturen und Seelsorge neu aufzustellen - unter dem Dach von künftig 36 Großpfarreien. Vereinbart sind finanzielle Einsparungen. Wichtiges Ziel ist auch, Umweltschutz und Energieeffizienz zu stärken. Mittelfristig will die Kirche klimaneutral werden.

Erzbistum Freiburg in Zahlen

Das Erzbistum Freiburg ist eines der größten der 27 deutschen Bistümer. Es erstreckt sich über 16.300 Quadratkilometer. Dazu gehören Schwarzwald, Bodensee und Hochrhein, Oberrheinische Tiefebene, Odenwald, die Region Hohenzollern und Taubertal. Zusammen mit der Nachbardiözese Rottenburg-Stuttgart deckt es das Gebiet des Bundeslandes Baden-Württemberg ab.

Im Bistum arbeiten knapp 400 Priester und 600 weitere hauptamtliche Seelsorger: Gemeindereferenten, Pastoralreferenten, Diakone. Hinzu kommen ehrenamtlich Engagierte.

Freiburger Münster / © FooTToo (shutterstock)
Quelle:
KNA