Erstmals seit dem Holocaust wurden am Donnerstag in Deutschland wieder Rabbiner ordiniert

Die ersten Drei

Erstmals seit dem Holocaust sind in Deutschland wieder Juden zu Rabbinern ordiniert worden. Im Beisein von rund 300 Vertretern aus Judentum, anderen Religionsgemeinschaften und der Politik wurden die drei Rabbiner am Donnerstag in der Dresdner Neuen Synagoge in ihr Amt eingeführt. Die Liturgie wurde in hebräischer, deutscher und englischer Sprache abgehalten.

 (DR)

Erstmals seit dem Holocaust sind in Deutschland wieder Juden zu Rabbinern ordiniert worden. Im Beisein von rund 300 Vertretern aus Judentum, anderen Religionsgemeinschaften und der Politik wurden die drei Rabbiner am Donnerstag in der Dresdner Neuen Synagoge in ihr Amt eingeführt. Die Liturgie wurde in hebräischer, deutscher und englischer Sprache abgehalten. Die zuvor letzte Ordination eines Rabbiners in Deutschland fand 1940 in Berlin statt. Danach wurden die hier tätigen Rabbiner im Ausland in ihr Amt eingeführt. Der Kölner Publizist und Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Günther Ginzel bewertet im domradio-Interview die Ordinierung.

Rabbiner Walter Jacob vom Potsdamer Abraham Geiger Kolleg erinnerte bei der Feier an die Schließung der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums 1942 durch die Nationalsozialisten. Heute werde ein neuer Anfang gemacht, mit neuer Schule und mit neuen Rabbinern, betonte Jacob mit sichtlicher Bewegung. Seine Familie, die mit ihm in 16.
Generation einen Rabbiner stelle, habe nach dem Holocaust neues jüdisches Leben in Deutschland nicht für möglich gehalten. Jacob legte den drei Kandidaten bei der Ordination die Hände auf und sprach den Segensspruch: "Lehre, lehre, lehre und entscheide alles Gute für Israel und die ganze Menschheit."

"Die erste Ernte"
Am Ende der Feier überbrachte der Augsburger Rabbiner Henry Brandt die Gratulation der deutschen Rabbinerkonferenz. Er äußerte die Hoffnung, dass die drei neuen Rabbiner nur die Vorhut darstellten und in den kommenden Jahr "noch viel mehr kommen".
Derzeit gibt es bundesweit rund 100 jüdische Gemeinden und 25 Rabbiner.

Als Vertreter der Politik waren Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sowie die Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg, Georg Milbradt (CDU) und Matthias Platzeck (SPD), bei der Feier. Die Kirchen wurden durch den Dresdener Weihbischof Georg Weinhold und den Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beim Bund, Stephan Reimers, repräsentiert. Für den Zentralrat der Muslime kam dessen Generalsekretär, Ayyub Axel Köhler.

Die neuen Rabbiner wurden am Abraham Geiger Kolleg ausgebildet. Dieses wurde 1999 vom deutschen Verband der Weltunion progressiver Juden gegründet und ist bundesweit die einzige Ausbildungsstätte für Rabbiner. Der Tscheche Tom Kucera (36) wird nun eine jüdische Gemeinde in München übernehmen, der Deutsche Daniel Alter (47) geht nach Oldenburg und der Südafrikaner Malcolm Mattitiani (38) nach Kapstadt. Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der SPD-Vorsitzende Kurt Beck sowie die Bischöfe Kardinal Karl Lehmann und Wolfgang Huber hatten die Ordination in Glückwunschschreiben gewürdigt.
(KNA)