Erster Papstbotschafter in Israel wird 90

Der "historische Nuntius"

Er gestaltete die Annäherung zwischen dem Vatikan und Israel. Als studierter Architekt baute Kardinal Lanza di Montezemolo später auch Nuntiaturgebäude um und entwarf das Wappen von Benedikt XVI. An diesem Donnerstag wird er 90 Jahre alt.

Papst Benedikt XVI. überreicht am 25.3.06 Andrea Cordeiro Lanza di Montezemolo (r.) seinen Kardinalsring. (KNA)
Papst Benedikt XVI. überreicht am 25.3.06 Andrea Cordeiro Lanza di Montezemolo (r.) seinen Kardinalsring. / ( KNA )

Auf wenige Papstbotschafter richtete sich so viel öffentliches Interesse wie auf den Italiener Andrea Cordero Lanza di Montezemolo. Der Sohn einer norditalienischen Adelsfamilie war in Jerusalem auf Posten, als der Heilige Stuhl nach über 45-jährigem Missverhältnis endlich diplomatische Beziehungen zu Israel aufnahm. Gleichsam zur Belohnung erhielt er danach den begehrtesten Diplomatenposten des Vatikan: bei der Republik Italien. Schließlich verlieh der Papst ihm noch den Kardinalspurpur. Am Donnerstag vollendet der Onkel von Ex-Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo sein 90. Lebensjahr.

Im Frühjahr 1990 wurde Montezemolo ins Heilige Land versetzt, als die erste Intifada auf ihrem Höhepunkt stand und die Golfkrise aufzog. Zuvor war er zehn Jahre Jahr in Nicaragua und Honduras und dann in Uruguay im Einsatz. Als "Apostolischer Delegat für Jerusalem und Palästina" zeigte der Offizierssohn am Vorabend der sogenannten Operation Desert Storm 1991 Mut mit der Anordnung, das katholische Kirchenpersonal solle im Land bleiben und seinen Dienst normal weiter versehen.

"Unser historischer Nuntius"

Dann aber bot der Friedensprozess von Madrid und Oslo auch dem Vatikan die Chance, seine Rolle in der Region neu zu gestalten. Das wurde zur großen Stunde für den Papstdiplomaten. Vatikan und Israel nahmen Arbeitsgespräche auf und unterzeichneten unter seiner Regie Ende 1993 einen Grundlagenvertrag. "Unser historischer Nuntius" - so begrüßte ihn Papst Johannes Paul II., als Montezemolo anschließend zur Berichterstattung in den Vatikan kam.

Und als ein halbes Jahr später beide Seiten Botschafter nominierten, war klar, dass Montezemolo Nuntius in Tel Aviv würde. Sein Amt als Delegat in Jerusalem freilich behielt er bei. Er achtete auf seine Unabhängigkeit und setzte sich mit Nachdruck für eine diplomatische Klärung auch mit den Palästinensern ein. Danach vertrat der italienische Diplomat, der als junger Mann erleben musste, wie sein Vater 1944 in den Ardeatinischen Höhlen von der SS ermordet wurde, den Heiligen Stuhl noch drei Jahre lang in seinem Heimatland.

Im Dienst von Johannes Paul II. und Benedikt XVI.

Mit der Pensionierung 2001 war seine aktive Laufbahn freilich noch nicht vorbei. Johannes Paul II. beauftragte ihn mit der Neuordnung von Verwaltung und Pilgerbetrieb in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern. Und als die Arbeiten abgeschlossen waren, ernannte ihn Papst Benedikt XVI. 2005 zum ersten Erzpriester des Gotteshauses. Den daran geknüpften Kardinalsrang erhielt er ein Jahr später. In dieser Funktion spielte er eine zentrale Rolle beim von Benedikt XVI. anberaumten Internationalen Paulus-Jahr. Nach dessen Abschluss trat der Montezemolo dann 2009, fast 84-jährig, zum zweiten Mal und endgültig in den Ruhestand.

Danach konnte er sich noch intensiver seinen Hobbys widmen. Dazu gehörte zeitlebens die Architektur, die er vor dem Priesterberuf studiert hatte und mit deren Fertigkeiten er später immer wieder Umbauten an Nuntiaturen vornahm. Dazu gehörte aber auch die Heraldik, die Wappenkunde. Für viele Bischöfe hat er das Wappen entworfen, auch für Benedikt XVI. Seinen bislang letzten großen öffentlichen Auftritt erlebte Montezemolo vor knapp zwei Jahren: In der vatikanischen Buchhandlung stellte er sein "Handbuch der kirchlichen Heraldik" vor.


Quelle:
KNA