Erste Tierbestattungskirche Deutschlands öffnet

"Tiere sind beseelte Wesen wie wir"

Wenn Katze oder Hund nach langen Jahren sterben, gibt es oft das Bedürfnis, die tierischen Gefährten würdevoll zu bestatten. Am Wochenende öffnet die erste Tierbestattungskirche Deutschlands. Aus der Kirche gibt es Kritik.

Ellen Weinmann und Florian Düsterwald der Tierbestattungskirche / © Ramona Balm (KNA)
Ellen Weinmann und Florian Düsterwald der Tierbestattungskirche / © Ramona Balm ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie haben ein Kirchlein in Albstatt Pfäffingen auf der Schwäbischen Alb erworben und für ihre Zwecke umgestaltet. Und am ersten Advent feiern Sie Eröffnung. Wie können wir uns diese erste Tier Bestattungskirche Deutschlands vorstellen?

Ellen Weinmann (Tierbestatterin): Dieses Kirchlein wurde im Juli entweiht. Jetzt ist es ein wunderschöner Kraftort. Ein Sakralgebäude. Wir haben es in seinem Ursprung belassen, also äußerlich ganz deutlich als eine Kirche zu erkennen. Es gab ein paar Schönheitsreparaturen und innerlich haben wir das natürlich auf unsere Bedürfnisse abgestimmt, ein bisschen umgestaltet. Aber es sind noch viele Originaldinge vorhanden, wie zum Beispiel der Altar bzw. der Abendmahltisch. Ich habe ihn umgestaltet, wird auch weiter verwendet. Da ist jetzt eine Baumscheibe obendrauf von einer 150 Jahre alten Weißtanne, wo wir dann praktisch nachher die Trauerfeier an der Urne besprechen können. Und die Kanzel wurde erhalten für die Trauerrede und auch natürlich die eine oder andere Kirchenbank.

DOMRADIO.DE: Sie knüpfen trotzdem ganz bewusst an die spirituelle Tradition des Raumes an?

Ellen Weinmann

"Jeder darf auch seinen Pastor oder Priester oder was man sich so vorstellt mitbringen."

Weinmann: Ja, das finde ich persönlich auch ganz wichtig. Wobei ich dazu sagen möchte, dass wir natürlich völlig frei sind. Also wir sind an keine Konfession gebunden. Es steht jedem frei, das ganz individuell zu gestalten. Wir bieten eine freie Tiertrauerrednerin an, es darf sich aber jeder so wie er möchte einbringen und natürlich dann auch seinen Pastor oder Priester oder was man sich so vorstellt, mitbringen. Also es ist wirklich jeder herzlich willkommen bei uns.

DOMRADIO.DE: Sie haben schon über 700 Tierbestattungen organisiert. Also die Nachfrage ist wirklich riesig. Was ist die Erfahrung? Was ist den Menschen wichtig, um sich von ihren geliebten Haustieren zu verabschieden?

Weinmann: Ja, natürlich hat sich das in den Jahren herauskristallisiert, in vielen Gesprächen und Trauerbegleitungen mit den Tierhaltern, dass doch der Wunsch da ist. 

Ich möchte eine schöne Geschichte dazu nennen. Es hat mich ein älterer, alteingesessener Herr angesprochen. Er finde es so unglaublich schön, dass nun endlich die Möglichkeit besteht, sein geliebtes Tier so zu Grabe zu tragen, wie er es mit seiner Frau auch tun würde. Das hat mich natürlich sehr berührt. So ist auch der Gedankengang vieler Haustierhalter, dem Ganzen diese Würde noch zu erweisen und in einem schönen Rahmen das Tier verabschieden zu können. Ist es doch so, dass man gerade auch die letzten Bilder immer in Erinnerung hat. Und die sollen wirklich positiv verankert sein.

Erzbischof Burger gegen kirchliche Haustier-Trauerfeiern

 Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger wendet sich gegen kirchliche Trauerfeiern nach dem Tod von Haustieren. "Ich befürworte klar einen ethisch verantworteten Umgang mit Tieren und Sorge mich um das Tierwohl. Aber wir sollten Tiere nicht vermenschlichen. Ein eigener katholischer Trauerritus für Haustiere ist für mich undenkbar", sagte Burger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wenn jetzt Leute kritisieren, man sollte aber doch das Tier nicht zum Menschen machen, was würden Sie darauf antworten?

Weinmann: Natürlich gibt es auch die Meinungen. Aber jetzt sehen wir es doch mal aus der Sicht: Die Tiere sind genauso beseelte Wesen wie wir Menschen. Und natürlich ist es ein Tier, aber mittlerweile auch ein vollwertiges Familienmitglied. Für viele Menschen sind sie der einzige Sozialpartner-Kontakt. Und von daher finde ich es nicht abwegig, dem Tier genau so einen würdevollen Abschied zu gestalten.

DOMRADIO.DE: Die Kirchen fremdeln noch mit der Idee, auch Tieren eine kirchliche Bestattung zu ermöglichen. Aber es gibt Leute wie den Theologen Rainer Hagencord, die halten das für absolut angemessen. Wie arbeiten Sie mit Kirchenvertretern zusammen?

Weinmann: Wir sind da komplett offen und jeder, der sich dort einbringen möchte, ist natürlich willkommen. Wir möchten da niemand belehren oder ihm was aufzwingen. Ich denke, es ist alles im Wandel und die Zeit wird kommen, dass auch die Kirchen sich ihre Gedanken zum Thema Tierbestattung machen werden.

DOMRADIO.DE: Der erste Advent kommt jetzt in großen Schritten. Da werden Sie die Tierbestattungskirche vorstellen. Allerdings nicht mit einer Bestattungsfeier. Was haben Sie da geplant?

Weinmann: Das ist eine Eröffnungsfeier, wo jeder herzlich willkommen ist zu gucken und Fragen zu stellen, zusammenzukommen und sich auszutauschen. Eine ganz offene, lockere Veranstaltung, ohne Trauer und ohne Abschied. Danach erst werden wir den regulären Betrieb in der Kirche aufnehmen.

DOMRADIO.DE: Haben Sie schon Anmeldungen für Tierbestattungen in der Kirche?

Weinmann: Es gibt schon mehrere Anfragen. Da sind wir aktuell noch in der Planung. Für die Trauerreden müssen natürlich Vorgespräche geführt werden. Und je nachdem wie das gewünscht ist, in welchem Umfang, bedarf das dann doch einiger Zeit.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.

Wann man sein Haustier einschläfern lassen sollte

Jahrelang hat man mit seinem Haustier zusammengelebt. Doch dann werden Hund oder Katze alt und mitunter schwer krank. Haustierbesitzer stehen vor der Frage, ob und wann sie ihr Tier einschläfern lassen sollen. Der Deutsche Tierschutzbund hat einige Kriterien um die schwierige Entscheidung zusammengestellt:

im Einzelfall entscheiden: Ob ein Tier eingeschläfert werden soll oder nicht, ist immer eine Einzelfallentscheidung und muss in gemeinsamer Absprache vom behandelnden Tierarzt und dem Besitzer getroffen werden.

Ein Hund auf einer Wiese: Haustiere können zu richtigen Familienmitgliedern werden / © el-ka (shutterstock)
Ein Hund auf einer Wiese: Haustiere können zu richtigen Familienmitgliedern werden / © el-ka ( shutterstock )
Quelle:
DR