Erste Phase zur Seligsprechung Johannes Paul II. beendet - Predigt des Papstes hier nachhören

Bewegende Gedächtnismesse

Eine Seligsprechung des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. ist einen Schritt näher gerückt. Genau zwei Jahre nach seinem Tod ging am Montag in Rom die erste Etappe seines Seligsprechungsverfahrens zu Ende. In einer feierlichen Zeremonie in der Lateranbasilika schloss Kardinalvikar Camillo Ruini die Untersuchung der Diözese Rom über Leben und Ruf des Wojtyla-Papstes, der am 2. April 2005 starb.

 (DR)

Mutiger Prophet der Hoffnung
Papst Benedikt XVI. gedachte am frühen Abend mit einer bewegenden Messe seines Vorgängers. Johannes Paul II. sei ein mutiger Prophet der Hoffnung und ein sicherer Führer im Glauben gewesen, sagte der Papst vor rund 25.000 Besuchern auf dem Petersplatz.

Johannes Paul II. habe weltweit Hochachtung und Respekt von Gläubigen wie von Nicht-Glaubenden erfahren, so Benedikt. Zur Todesstunde des Wojtyla-Papstes versammeln sich später um 21.37 Uhr Jugendliche am Grab in der Gruft des Petersdoms.

Zahlreiche Gottesdienste in Polen
Auch in Polen wurden zahlreiche Gottesdienste für Johannes Paul II. gefeiert. Am Nachmittag begann auf dem Pilsudski-Platz im Zentrum der Hauptstadt Warschau eine Veranstaltung, bei der nach einer Live-Übertragung aus Rom auf großen Bildschirmen die wichtigsten Predigten des Verstorbenen vorgelesen wurden. Um 21.37 Uhr sollte vor der Warschauer Anna-Kirche eine riesige Kerze angezündet werden. Die Versammelten wollten dort für eine schnelle Selig- und Heiligsprechung beten.

Seligsprechungsverfahren schreitet voran
Der Anwalt des Verfahrens, Slawomir Oder, überträgt nun die Dokumente an den Sitz der vatikanischen Heiligsprechungs-Kongregation. Nach 21-monatigen Untersuchungen, der Befragung von rund 130 Zeugen und 123 Sitzungen des zuständigen Diözesankomitees prüft nun die Vatikan-Behörde die Akten in einem zweiten Verfahren. Über eine Seligsprechung entscheidet allein Benedikt XVI.; ein Termin ist noch nicht absehbar.

Wenn das Verfahren weiter ähnlich reibungslos verläuft, könnte es künftig die Liste der schnellsten Seligsprechungen anführen. Bei dem Prozess für Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997), dem bisher raschesten Verfahren, lagen rund sechs Jahre zwischen ihrem Tod und der Seligsprechung.

Ein übereilter Abschluss des Verfahrens für Johannes Paul II.
wäre nach Auffassung des vatikanischen Heiligsprechungs-Präfekten Kardinal Jose Saraiva Martins nicht im Sinn des verstorbenen Papstes. "Wenn ich Johannes Paul II. wäre, würde ich strengste Untersuchungen wünschen", sagte der Leiter der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen der Tageszeitung "La Stampa".

Tausende Menschen in der Lateran-Basilika
Der Zeremonie in der Papst-Basilika von San Giovanni in Laterano wohnten Tausende Menschen bei. Neben dem Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz, der Karol Wojtyla 40 Jahre lang als Privatsekretär zur Seite stand und der am Morgen eine Messe am Grab des Papstes im Petersdom gefeiert hatte, nahmen auch Polens Staatspräsident Lech Kaczynski sowie hochrangige Kurienmitglieder und staatliche Repräsentanten teil.

Auch die französische Ordensschwester Marie-Simon-Pierre, die angeblich auf Fürsprache des verstorbenen Papstes von ihrer Parkinson-Erkrankung geheilt wurde, war anwesend. Ob die von Medizinern als unerklärlich angesehene Genesung der 46-jährigen auch theologisch als Wunder einzustufen ist, muss der Vatikan noch entscheiden. Außer bei Märtyrern ist ein solches Wunder Voraussetzung für eine Seligsprechung.

In seiner Ansprache zum Abschluss des Verfahrens würdigte Ruini die Menschlichkeit von Johannes Paul II. Seine Aufforderung "Habt keine Angst" habe sich in der Geschichte als "ansteckendes Wort" erwiesen, "das Polen - und nicht nur Polen - von Angst und politischer, kultureller und spiritueller Untertänigkeit befreit hat".