Ermordeter Erzbischof bestattet - Sorge über Lage der Christen im Irak wächst

"Abscheulicher Mord"

Der nach seiner Entführung tot aufgefundene irakische Erzbischof Paul Faraj Rahho ist am Freitag unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt worden. Tausende Menschen kamen zur Bestattungsfeier in Kremlesh nahe der nordirakischen Stadt Mossul, wo Rahho am 29. Februar verschleppt worden war. Unterdessen wächst in Deutschland die Sorge über Lage der Christen im Irak.

 (DR)

Nach dem Tod des Erzbischofs haben Union und Grüne die Lage der verfolgten Christen im Irak beklagt. Die menschrechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Erika Steinbach (CDU), sprach am Freitag in Berlin von einem "erschütternden Zeichen". Steinbach kündigte weiteres Engagement der Union für die irakischen Flüchtlinge an.

Ebenso wie Steinbach nannte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck, die Lage der Christen in dem Land prekär. Die Bundesregierung müsse bei der US-Regierung, der irakischen Regierung und der Verwaltung des Nordirak auf einen besseren Schutz für alle religiösen Minderheiten drängen.

Große Anteilnahme
Der chaldäische Patriarch Emmanuel III. Delly von Bagdad leitete die Zeremonie, der neben zahlreichen hohen Vertretern aus Kirche und Politik auch mehrere hohe muslimische Geistliche beiwohnten.

Die genaue Ursache für den Tod Rahhos war am Freitag laut misna weiter unklar. Der Pressedienst berichtete unter Berufung auf chaldäische Kirchenkreise, man erwarte noch das Ergebnis einer amtlichen Autopsie. Der Leichnam des 65-jährigen Erzbischofs sei am Donnerstag gerichtsmedizinisch untersucht worden. Die Kirchenleitung gehe davon aus, dass Rahho schon mindestens vier Tage vor seiner Auffindung am Donnerstag tot gewesen sei. Seine Leiche weise augenscheinlich keine Schusswunden auf.

"Abscheulicher Mord"
Der Tod Rahhos in Geiselhaft rief international Bestürzung hervor. Papst Benedikt XVI. verurteilte die Tat als "inhumanen Gewaltakt", der die Menschenwürde beleidige und dem friedlichen Zusammenleben des irakischen Volks schweren Schaden zufüge. Auch der Staatspräsident Jalal Talabani äußerte sich entsetzt über den "abscheulichen Mord". Ministerpräsident Nuri el Maliki versicherte, die Täter würden der Justiz nicht entkommen.

Rahho, der das Erzbistum Mossul seit 2001 leitete, hatte sich erst wenige Tage vor seiner Entführung besorgt über die Situation der Kirchen im Irak geäußert. Die Islamisten hätten keine andere Absicht, als das Eigentum der Christen an sich zu reißen und die Christen aus dem Land zu vertreiben, sagte er der italienischen Zeitschrift "Tempi". Zugleich werde ein von "rückschrittlichen" Islamisten beherrschter Irak manipulierbarer für internationale Mächte.