Kultur der Sinti und Roma "oft verdrängt und unterdrückt"

Erinnerung an "vergessenen Holocaust"

Bundespräsident Steinmeier hat an die von den Nationalsozialisten an Sinti und Roma begangenen Verbrechen erinnert. Es sei gut, dass der mit Recht so genannte "vergessene Holocaust" mehr und mehr ins allgemeine Bewusstsein gelange.

Mahnmal für Sinti und Roma in Berlin / © Markus Nowak (KNA)
Mahnmal für Sinti und Roma in Berlin / © Markus Nowak ( KNA )

Viele hätten zu dieser Entwicklung beigetragen: An erster Stelle Sinti und Roma selbst, "die unermüdlich auf das schreckliche Schicksal einer halben Million Mordopfer in Europa, davon 20.000 deutsche Sinti und Roma, hingewiesen haben - und auf den dauernden Schmerz, der in fast allen Ihren Familien bis heute lebendig ist", sagte der Bundespräsident bei einem Kulturabend am Dienstag zu Ehren der größten europäischen Minderheit im Schloss Bellevue.

"Aus dem gleichen Motiv des Rassenwahns"

Steinmeier bekräftigte Worte eines seiner Amtsvorgänger, Roman Herzog, der 1997 gesagt hatte, dass der Völkermord an den Sinti und Roma von den Nationalsozialisten "aus dem gleichen Motiv des Rassenwahns, mit dem gleichen Vorsatz und dem gleichen Willen zur planmäßigen und endgültigen Vernichtung" durchgeführt worden sei wie der an den Juden.

Die Kultur der Roma, Sinti und Jenischen sei eine in Europa und in Deutschland "oft bewusst oder unbewusst übersehene, vernachlässigte, ja verdrängte oder sogar unterdrückte Kultur", sagte Steinmeier weiter. Allzu oft sei sie "von lauter Vorurteilen, Stereotypen und Klischees bis zur Unkenntlichkeit verdeckt".

In vielen Teilen Europas würden "heute neu Ressentiments gegen Minderheiten, besonders auch gegen Sinti und Roma, geschürt und für politische Zwecke instrumentalisiert", warnte das Staatsoberhaupt.

Reichtum und Vielfalt der Sinti und Roma

Ab Donnerstag wird mit einem dreitägigen Festival in der Berliner Akademie der Künste das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte "RomArchive" eröffnet. In dem digitalen Archiv sollen laut Steinmeier die Selbstrepräsentation sowie der Reichtum und die Vielfalt der Künste und Kulturen der Sinti und Roma gezeigt werden.

Er hoffe, dass "dadurch ein wichtiger Beitrag geleistet wird, dass nach 600 Jahren der Fremdrepräsentation Kunst und Kultur von Sinti und Roma als integraler Bestandteil der Europäischen Kulturgeschichte anerkannt wird", sagte der Bundespräsident.

 

Frank-Walter Steinmeier / © Soeren Stache (dpa)
Frank-Walter Steinmeier / © Soeren Stache ( dpa )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema