Erfurts jüdische Stätten sind neues Unesco-Weltkulturerbe

52. Welterbe-Stätte in Deutschland

Die jüdisch-mittelalterlichen Stätten in Erfurt sind in das Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen worden. Die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus als historisches Wohngebäude seien damit die 52. Welterbestätte in Deutschland.

Erfurts jüdisch-mittelalterliches Erbe ist Unesco Welterbe / © Martin Schutt (dpa)
Erfurts jüdisch-mittelalterliches Erbe ist Unesco Welterbe / © Martin Schutt ( dpa )

Die Entscheidung wurde vom zuständigen Unesco-Komitee am Sonntag auf seiner aktuellen Tagung in Riad in Saudi-Arabien getroffen.

Die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus als historisches jüdisches Wohngebäude in Thüringens Landeshauptstadt seien damit die 52. Welterbestätte in Deutschland, teilte die Deutsche Unesco-Kommission unmittelbar nach der Entscheidung in Bonn mit.

Kulturelle Vielfalt in Deutschland

Die deutsche Botschafterin bei der Unesco, Kerstin Pürschel, erklärte, die Aufnahme des jüdisch-mittelalterlichen Erbes von Erfurt leiste einen wichtigen Beitrag, um die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen in Deutschland und Europa sichtbar zu machen. Die neue Welterbestätte unterstreiche das Verständnis für die kulturelle Vielfalt in Deutschland.

Eine Scheibe in einem Fenster des um 1250 errichteten sogenannten Steinhauses, das in jüdischem Besitz war. Die Unesco hat das jüdisch-mittelalterliche Erbe in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt als neues Welterbe ausgezeichnet. / © Martin Schutt (dpa)
Eine Scheibe in einem Fenster des um 1250 errichteten sogenannten Steinhauses, das in jüdischem Besitz war. Die Unesco hat das jüdisch-mittelalterliche Erbe in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt als neues Welterbe ausgezeichnet. / © Martin Schutt ( dpa )

Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, betonte, in der neuen Welterbestätte spiegele sich die beeindruckende Geschichte der mittelalterlichen Gemeinde mit all ihren Höhen und Tiefen. Sie zeuge vom Zusammenleben jüdischer und christlicher Nachbarn, aber auch von Pogromen und Vertreibung.

Eine der ältesten erhaltenen Synagogen

Das jüdische Erbe Erfurts war lange Zeit überbaut. Erst in den vergangenen Jahrzehnten wurde die vollständige Infrastruktur einer jüdischen mittelalterlichen Gemeinde erschlossen.

Die Alte Synagoge aus dem elften Jahrhundert gilt heute als eine der ältesten erhaltenen in Europa. Nach einem verheerenden Pogrom im Jahr 1349 wurde das Gotteshaus zuerst als Lager, später als Gastwirtschaft genutzt. 1988 wurde sie wiederentdeckt.

UNESCO-Welterbe

Grundlage für die Welterbeliste der UNESCO ist das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt. Es wurde 1972 verabschiedet. Inzwischen haben es mehr als 190 Staaten unterzeichnet. Kriterien für die Anerkennung als Welterbe sind unter anderem der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ein Managementplan, der die Erhaltung für zukünftige Generationen sicherstellt. Die Welterbeliste verzeichnet aktuell rund 1.000 Kultur- und Naturerbestätten in 160 Ländern.

Der 1997 in der Liste der Welterbe der UNESCO aufgenommene "Concordia-Tempel"  / © Oliver Kelch (DR)
Der 1997 in der Liste der Welterbe der UNESCO aufgenommene "Concordia-Tempel" / © Oliver Kelch ( DR )
Quelle:
epd