Erdogan: Papst für Aufnahme der Türkei in die EU - Vatikan schwächt ab

Keine "prinzipiellen Vorbehalte"

Papst Benedikt XVI. hat sich nach Worten des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan für eine Aufnahme der Türkei in die EU ausgesprochen. Vor der Presse am Flughafen Ankara sagte Erdogan am Dienstag nach einem Gespräch mit dem Papst, er habe Benedikt XVI. um seine Unterstützung im türkischen EU-Beitrittsprozess gebeten. "Darauf hat er gesagt, dass er zwar kein Politiker sei, dass er aber wünsche, dass die Türkei in die EU komme", so Erdogan. Der Vatikan hat mittlerweile erneut seine Neutralität in dieser Angelegenheit unterstrichen.

 (DR)


Der Vatikan will nach den Worten seines Sprechers Federico Lombardi nicht für oder gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union eingreifen. "Der Vatikan hat nicht die Macht und nicht die besondere politische Aufgabe, in einer so fest umrissenen Angelegenheit wie einem EU-Beitritt zu intervenieren, und er strebt dies auch nicht an", sagte Lombardi am Dienstag in Ankara. Trotzdem betrachte er den Weg des Dialogs und der Annäherung in Europa positiv und ermutige auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Prinzipien dazu.

Lombardi reagierte damit auf die Erklärung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, Papst Benedikt XVI.
habe sich im Gespräch mit ihm für einen EU-Beitritt der Türkei ausgesprochen. Dies hatte international für Aufsehen gesorgt.
Er, Erdogan, habe Benedikt XVI. um seine Unterstützung im türkischen EU-Beitrittsprozess gebeten. "Darauf hat er gesagt, dass er zwar kein Politiker sei, dass er aber wünsche, dass die Türkei in die EU komme", so Erdogan bei einer Pressekonferenz auf dem Flughafen von Ankara. "Das ist im Protokoll festgehalten", fügte der Ministerpräsident hinzu.

Vatikan-Vertreter hatten in der Vergangenheit wiederholt erklärt, prinzipiell habe Rom keine Vorbehalte gegen einen EU-Beitritt der Türkei. Allerdings müssten die entsprechenden Beitrittsbedingungen erfüllt sein. Dazu gehört unter anderem volle Religionsfreiheit.

Innerhalb der katholischen Kirche herrschten unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema, erklärte der Sekretär des Päpstlichen Einheitsrats, Bischof Brian Farrell. "Es gibt keine offizielle Position des Vatikans", erklärte er.

"Wir glauben an ein auf bestimmten Standards und Zielen gegründetes Europa", sagte Farrell hinsichtlich ablehnender Äußerungen über einen EU-Beitritt der Türkei, die der Papst während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation gemacht hatte. Der Vatikan begrüßt nach den Worten des Vatikanbischofs bei jedem Staat das Erreichen der europäischen Standards in Fragen des Rechtsstaats und der Menschenrechte.