Vatikan-Tagung gegen wachsende wirtschaftliche Ungerechtigkeit

Entwicklung von Strategien

Mit Strategien gegen weltweit zunehmende wirtschaftliche Ungerechtigkeit hat sich eine internationale Tagung am Dienstag im Vatikan befasst. Anlass der Konferenz ist die Veröffentlichung der Enzyklika "Caritas in veritate" vor 10 Jahren.

Blick auf den Petersdom vom Fluss Tiber / © TTstudio (shutterstock)
Blick auf den Petersdom vom Fluss Tiber / © TTstudio ( shutterstock )

Dazu brauche es Bildung und Gesundheit für alle sowie Mikrofinanzsysteme zur Förderung kleiner Betriebe, fasste der deutsche Sozialethiker Peter Schallenberg im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ein Ergebnis zusammen.

Referenten aus Südamerika berichteten demnach über Widerstand "gegen neofaschistische Populisten" sowie oligarchische Wirtschaftssysteme. Der US-Ökonom Jeffrey Sachs kritisierte eine massiv gewachsene wirtschaftliche Ungleichheit unter der Regierung Trump. Seinen Worten zufolge zeigt sich dort derzeit die Tendenz des westlichen Wirtschaftssystems, bestehende Ungleichheiten zu verfestigen.

Enzyklika "Caritas in veritate" vor 10 Jahren

Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, braucht es Schallenberg zufolge mehr Steuerungselemente im Sinne der katholischen Sozialethik. Weder Großkonzerne noch eine "überbordende Staatswirtschaft" seien in der Lage, etwa auf den vielerorts zunehmenden Bedeutungsverlust der Landwirtschaft als Wirtschaftsfaktor zu reagieren. Deswegen müsse die Zivilgesellschaft gestärkt werden, in der einzelne Personen - unterstützt vom Staat - sich besser und freier engagieren können.

Anlass der von der vatikanischen Entwicklungsbehörde organisierten Konferenz ist die Veröffentlichung der Enzyklika "Caritas in veritate" von Papst Benedikt XVI. vor zehn Jahren. Dieser hatte sich in der damaligen Wirtschafts- und Finanzkrise mit Möglichkeiten befasst, Globalisierung positiv zu nutzen.

Konzept einer ganzheitlichen Ökologie

Dabei habe Benedikt XVI. zu einem besseren Verständnis "des untrennbaren Zusammenhangs von Umwelt und menschlicher Existenz", beigetragen, so Kurienkardinal Peter Turkson. Auf diese Weise habe Benedikt für die katholische Soziallehre das Konzept einer ganzheitlichen Ökologie vorbereitet. Sie gipfle in der Erkenntnis, dass "alles mit allem verbunden ist", wie Papst Franziskus immer wieder betont.

Laut Schallenberg ist "Caritas in veritate" die theoretische Grundlage für die praktischen Anwendungen in Franziskus' Lehrschreiben "Laudato si" von 2015 und bei der Amazonas-Synode im vergangenen Oktober.

Unter den Referenten der Tagung waren neben Theologen und Ethikern auch Vertreter internationaler Organisationen wie etwa der Generalsekretär der Welthandels- und Entwicklungskonferenz, Mukisha Kituyi. Vertreter von Entwicklungsorganisationen aus Südamerika, Afrika und Südostasien berichteten über konkrete Initiativen aus ihren Ländern.


Prof. Peter Schallenberg / © Harald Oppitz (KNA)
Prof. Peter Schallenberg / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA