Entscheidung zu Bischofsgruft in Münster bis Jahresende

Gemeinsamer Prozess

Bis Jahresende soll klar sein, wie es mit der bis auf Weiteres nicht zugänglichen Bischofsgruft in Münster weitergeht. Das Bistum hatte die Gruft im Juni nach der Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie vorerst sperren lassen.

Als Reaktion auf die Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie hat das Bistum Münster die Bischofsgruft im Dom geschlossen / © Guido Kirchner (dpa)
Als Reaktion auf die Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie hat das Bistum Münster die Bischofsgruft im Dom geschlossen / © Guido Kirchner ( dpa )

Man suche gemeinsam mit Missbrauchsbetroffenen derzeit nach Wegen, wie im Sankt-Paulus-Dom auf die Vertuschung von Missbrauch durch dort beigesetzte Bischöfe hingewiesen werden könne, teilte das Bistum Münster am Freitag mit. Von Anfang Oktober bis Ende Dezember würden Vorschläge diskutiert und Entscheidungen getroffen. Auch das Domkapitel werde in den Prozess eingebunden.

Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner (dpa)
Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner ( dpa )

Nach Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie im Juni hatte der Münsteraner Bischof Felix Genn angekündigt, gemeinsam mit Betroffenen nach Wegen zu suchen, wie im Umfeld der Bischofsgruft im Dom "auf eine gute und angemessene Form" auf die Verfehlungen der Bischöfe hingewiesen und an die Opfer sexuellen Missbrauchs erinnert werden kann. Vorschläge dazu können weiterhin eingereicht werden.

Vorwurf: "Klerikale Vertuschungsgeschichte"

In ihrer Aufarbeitungsstudie werfen Forschende der Universität Münster den früheren Bischöfen Michael Keller (Amtszeit: 1947-1961), Heinrich Tenhumberg (1969-1979) und Reinhard Lettmann (1980-2008) Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern unter den Priestern sowie eine "klerikale Vertuschungsgeschichte" vor. Nach Veröffentlichung der Studie ließ das Bistum den Zugang zur Bischofsgruft im Sankt-Paulus-Dom, wo die drei Würdenträger beigesetzt sind, bis auf Weiteres sperren.

Auch am Domherrenfriedhof soll es Hinweise geben. Dort sind die früheren Weihbischöfe Josef Voß und Laurenz Böggering beigesetzt, die ebenfalls Missbrauch vertuscht haben sollen.

Studie: Flächendeckender Missbrauch im Bistum Münster

Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt. Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

 Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster
 / © Lars Berg (KNA)
Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster / © Lars Berg ( KNA )
Quelle:
KNA