Endlich ist das Weltjugendtagskreuz auf deutschem Boden - junge Gläubige nahmen es am Flughafen Köln/Bonn entgegen

Begeisterter Empfang auf dem Rollfeld

 (DR)

Köln (DT) Turbinengeheul erfüllt das Rollfeld des Flughafens Köln-Bonn. Langsam rollt ein Airbus a 319 der Linie „German-wings" aus, schwenkt nach links. Der silbrig-gelbe Jumbo mit violetten Schriftzügen steht. Passagier- und Frachttüren Öffnen sich. Etwa hundertfünfzig Jugendliche klatschen einer 38-köpfigen deutschen Delegation Beifall. Papst Johannes Paul II. hat ihr an Palmsonntag in Rom das Weltjugendtagskeuz für den Weltjugendtag 2005 in Köln anvertraut. Mit Palmwedeln, Blumen und in bunten Kleidern trägt die Delegation das Kreuz zu einem Podest auf dem Rollfeld. Und am Dienstag, 15. April, Punkt 5.08 Uhr, kann der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner das Weltjugendtagskreuz in Deutschland mit einer kleinen Liturgiefeier begrüßen.
Karinal Meisner feiert die Willkommensandacht mit dem Jugendbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, Kölns Generalvikar Norbert Feldhoff und Prälat Heiner Koch. Passend zur Örtlichkeit des Flughafens intoniert der Chor der Gruppe „Youth Hope": „...da berühren sich Himmel und Erde". Eine Gruppe der Schönstatt-Jugend mit gelb-weißen Halstüchern winkt. Zum Gruß hält die Jugend 2000 ihre gelbe Fahne mit blauen Sternen dem Kreuz entgegen. Blaues Fahnentuch mit den buntklecksigen Buchstaben des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) flattert im Wind. Die Malteser-Jugend entrollt ein Willkommens-Plakat. „Das Kreuz kommt aus dem richtigen Rom ins deutsche Rom", ruft Kardinal Meisner, und sorgt damit dafür, dass bei den Journalisten, die mit Kirche wenig zu tun haben, die Kugelschreiber übers Papier flitzen.
Knapp fünfzig Journalisten notieren Eindrücke, drehen Fernsehbilder etwa für „RTL" und „n-tv". „WDR 2" oder das Kölner „domradio" führen Radiointerviews. In der Vorhalle des Rollfelds plaudert Kölns Bürgermeister  Josef Müller (CDU), ein „guter Katholik", wie Beobachter zu wissen glauben, mit den Organisatoren des Weltjugendtages. „Ich sichere Ihnen jede Unterstützung zu", verspricht er im angeregten Geplauder mit dem Geschäftsführer der Weltjugendtags gGmbH, Hermann-Josef Johanns. „Waren Sie schon beim Kämmerer", fragt der Bürgermeister beinahe schon fürsorglich und will gleich einen Termin festmachen.
Andere sondieren in der Lobby des Flughafens Möglichkeiten, wie Sponsoren für den Weltjugendtag gewonnen werden können. Auch das gehört zu einem Weltjugendtag: Er muss finanziert werden. Derweil verrät eine Sicherheitsbeamtin leicht verwundert, dass bei Staatsbesuchen Aufwand und Auftrieb der Medien auf dem Flughafen Köln-Bonn kaum größer als beim Empfang des Weltjugendtag-Kreuzes gewesen seien. „Stimmt, beim Clinton waren weniger Journalisten da", nickt ein alter Kölner journalistischer Haudegen.
Der Geschäftsführer des Flughafens Köln/Bonn, Michael Garvens, sowie der Chef von „Germanwings", Joachim Klein, kommen persönlich. Sie wissen um die wirtschaftliche Bedeutung des Weltjugendtags 2005 für Köln. Mit einer Million Besuchern und sechshundert Bischöfen rechnet Kardinal Meisner. „Das ist fast wie beim Zweiten Vatikanum", fügt er an. Und scherzt: „Ich habe in Rom Kardinal Franz König, der 2005 genau hundert Jahre alt wird, gesagt: ,Franz, komm' doch', und er hat mir geantwortet: ,Ich nehm's mir mal vor'".
Vom Altenberger Dom nach Oslo
Nach der Willkommens-Liturgie tragen zwanzig Jugendliche das Weltjugendtags-Kreuz vom Rollfeld. Sie pilgern in den zwanzig Kilometer entfernten Altenberger Dom. Von dort reist das Kreuz an Karfreitag nach Oslo. Letzte Station des „Wegs der Versöhnung" durch siebzehn europäische Nationen: Sarajevo, Opfer des jugoslawischen Kriegs vor einem Jahrzehnt. In Deutschland soll das Weltjugendtags-Kreuz ab Palmsonntag kommenden Jahres Begeisterung wecken. Mareike Ott aus Ludwighafen vertritt die Diözese Speyer in der Delegation, die in Rom das Weltjugendtags-Kreuz abgeholt hat.
Der 21-jährigen Diözesanführerin des Verbandes „Junge Kirche" steht die Begeisterung wie allen Teilnehmern der Übergabe ins Gesicht geschrieben. „Unglaublich, obwohl wir erst ein paar Tage mit dem Kreuz zusammen sind, fällt es mir schwer, mich jetzt von ihm zu verabschieden, auch die Mitglieder   der kanadischen Delegation mussten mit den Tränen kämpfen, als sie das Kreuz an uns weitergaben", erfasst sie die spirituelle Kraft des scheinbar so unscheinbaren Längs- und Querbalkens aus dunklem Holz. Bewegt hat sie auch die Vitalität und Präsenz von Papst Johannes Paul II. Pfarrer Georg Austen, Sekretär des Weltjugendtages, schwärmt gleichfalls von einer „bewegenden Übergabe" des Weltjugendtag-Kreuzes. „Am stärksten bewegt hat die jungen Menschen die Kraft, die von dem Kreuz ausgeht und das Zutrauen des Papstes, das er in die Jugend hat", schildert er seine Eindrücke des römischen Palmsonntags. Die Anziehungskraft des Weltjugendtags-Kreuzes: Der Flughafen Köln/Bonn liefert Sinnbilder dafür. Im Hintergrund des Rollfeldes erhebt sich ein gelb gestrichenes Frachtgebäude mit Aufschrift „Deutsche Post & World Net". Weihbischof Bode nimmt die Werbebotschaft auf: Auch das Kreuz ist für ihn weltweit vernetzt gegen die Vernetzung des Bösen. Während der „Jugendbischof' spricht, rumpeln dickbäuchige Jumbos eher schwerfällig von den Startpisten gen Himmel. Gegenüber solchen großen Vögeln aus Metall verbindet das Weltjugendtags-Kreuz Himmel und Erde auf eher schwerelose Weise - als „Pluszeichen" eben, so Kardinal Meisner. Was ihn zu einer Art Wortneuschöpfung der „christlichen Luftfahrt" veranlasst, in Erinnerung an die christliche Seefahrt.
Die Kirche braucht echte Abenteurer
Luftfahrer und Seefahrer: Für Kardinal Meisner echte Abenteurer. Und genau die braucht die Kirche. Werkzeuge Gottes in der Heilsgeschichte sind vor allem junge und ältere Menschen, sagt Kardinal Meisner. Papst Johannes Paul IL habe ihm manches Mal schon erzählt, dass es doch bemerkenswert sei, dass es vor allem Erwachsene gewesen seien, die den Tod Jesu planten - nicht die Jugend, nicht das Alter. „Der alte Papst, der Abraham von heute, hat mit Euch Jugendlichen die Neuevange-üsation in die Hand genommen", motiviert er die jungen Menschen auf dem Rollfeld des Flughafen Köln-Bonn. Das „Spurensicherungskommando Jesu Christi hier" nennt der Kardinal die jungen Menschen. „Die jungen und alten Leute sind Abenteurer des Religiösen, das Mittelalter will nichts riskieren, ist schlecht zu solchen Abenteuern der Neuevangelisation zu bewegen", führt er seine Gedanken weiter. Und vertraut vorher einem Pulk von Journalisten an: „Das Geheimnis des alten Mannes in Rom ist, dass junge Menschen für ihn nicht Objekte der Mission sind, sondern für ihn sind sie Partner."