DOMRADIO.DE: Die Auflösung des Bundesverbands der Pfarrhaushälterinnen ist jetzt endgültig beschlossen und mit dem Bestätigungsdekret der Deutschen Bischofskonferenz bestätigt. Wie fühlt sich das an?
Irmgard Schwermann (Pfarrhaushälterin im Bistum Aachen, engagierte sich 20 Jahre im Bundesvorstand der Pfarrhaushälterinnen): Bei unserer letzten Mitgliederversammlung im Mai haben wir gesagt, dass alles seine Zeit hat. Wir haben einen schönen Gottesdienst gefeiert und Gott für die vielen Jahre gedankt. Im Oktober hatten wir bereits den Beschluss im Bundesvorstand getroffen. Das hatte mich so schwer getroffen, dass ich mehrere Tage gebraucht habe, bis ich darüber sprechen konnte. Die Traurigkeit ist immer noch da.
55 Jahre haben wir gute Arbeit geleistet und Frauen unterstützt. Jetzt mussten wir aufgeben, weil wir niemanden für den Vorstand des Bundesverbands gefunden haben.
DOMRADIO.DE: Liegt das auch daran, dass der Job der Pfarrhaushälterin ein aussterbender Beruf ist?
Schwermann: Das hat sicherlich auch damit zu tun. Der Beruf der Pfarrhaushälterin ist im Wandel. Wir haben in Deutschland immer weniger Priester, also potenzielle Arbeitgeber. Wenn die fehlen, dann können auch keine Frauen oder Männer für den Priesterhaushalt eingestellt werden. Wir haben wirklich intensiv für den Bundesvorstand gesucht. Aber wir hatten keinen Erfolg. Das eint uns mit anderen Verbänden, die Schwierigkeiten haben, Vorstände zu finden.
In den bayerischen Bistümern gibt es noch viele Pfarrhaushälterinnen. Es scheint also immer noch attraktiv zu sein, in einem Priesterhaushalt zu arbeiten. Gerade in den letzten Wochen haben mich zwei Frauen angefragt, weil sie sich für den Beruf interessieren.
DOMRADIO.DE: Wie viele Pfarrhaushälterinnen gibt es denn überhaupt noch in Deutschland?
Schwermann: Wir schätzen rund 1.500 Personen. Ganz genaue Zahlen gibt es nicht, weil die Diözesen unterschiedliche Strukturen haben. Zu unserer Gemeinschaft gehören aber auch die Rentnerinnen, die ihr Leben lang im Pfarrhaus gelebt und gearbeitet haben. Mit ihnen darf ich von 2.000 sprechen.
DOMRADIO.DE: Wie geht es ohne den Berufsverband weiter?
Schwermann: Im Bistum Aachen und Erzbistum Köln gibt es beispielsweise noch Gemeinschaften. Die dortigen Mitgliederzahlen sind nicht so hoch, aber wir machen einfach weiter. In Bayern gibt es auch noch eine Berufsgemeinschaft für alle bayerischen Diözesen. Bischof Bätzing hat uns in seinem Begleitbrief zum Dekret auch versprochen, dass wir uns weiterhin an die Unterkommission "Frauen in Kirche und Gesellschaft" der Deutschen Bischofskonferenz wenden dürfen.
DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie aus Ihrer langen Zeit im Vorstand des Bundesverbandes der Pfarrhaushälterin persönlich mit?
Schwermann: Natürlich Dankbarkeit. Ich hatte nämlich eine sehr intensive und abwechslungsreiche Zeit im Bundesvorstand. Ich durfte auch beim Synodalen Weg in einem Forum für die Pfarrhaushälterinnen mitarbeiten. Das Beste waren die Begegnungen mit den Kolleginnen und das Kennenlernen von tollen Seelsorgern auf Bundesebene.
Das Interview führte Hilde Regeniter.