Elke Heidenreich über Musik und Bücher

"Das passt zusammen"

Vier Bücher, vier Autoren, das Verbindende: sie handeln von Musik. Und Elke Heidenreich hat sie zusammengetragen, in einer nach ihr benannten Edition. Im domradio-Interview spricht Deutschlands bekannteste Literatur-Kritikerin über ihre Liebe zur Musik, die Auswahl der Texte und den Storch als Symbol für beides.

 (DR)

domradio: Wofür steht der Storch als Symbol Ihrer Edition?
Heidenreich: Soll ich Ihnen auch verraten, wer ihn gemacht hat? Tomi Ungerer hat ihn gemacht. Als er erfuhr, dass ich eine Edition plane, die sich nur mit Musikbüchern beschäftigt, hat er gesagt: Ich zeichne Dir was Schönes. Und dann hat er dieses Phantasievögelchen, das aus Büchern und Musik besteht, entworfen. Und genau das ist, wofür die Edition steht: Bücher, die von Musik handeln. Es können Romane sein, es können Kurzgeschichten sein, das können Essays sein, das können Spaß-, Unterhaltungs-, Pop- und klassische Musik sein. Wie es gerade kommt. Nur: Jedes Buch sollte im engeren oder weiteren Sinn mit Musik zu tun haben.

domradio: Ein Vogel - soll die Edition Menschen "beflügeln"?
Heidenreich: Ja, kommt ein Vogel geflogen und trägt ja auch schon ein Brieflein im Schnabel. Da haben wir's ja auch schon. Das Vöglein singt und bringt Literatur zur Mutter. Ich denke, das war der Ausgangspunkt: dass Musik in unserem ganzen Leben eine Rolle spielt. Sie wird gespielt bei unserer Beerdigung und unserer Hochzeit, wir tanzen zu Musik, wir hören sie, wenn wir traurig oder glücklich sind, wir hören sie, wenn wir in Urlaub fahren. Das spielt eine große Rolle. Und Bücher spielen auch eine große Rolle. Und die Bücher handeln meist von Liebe und Tod. Das sind die großen Themen. Und das tut die Musik auch. Die großen Opern handeln auch von Liebe und Tod. Das heißt: Das passt zusammen. Also warum nicht eine Edition, die sich nur mit Musik beschäftigt - Wenn es schon eine Meer-Edition gibt, die sich nur mit Salzwasser beschäftigt?

domradio: Sie starten Ihre Edition mit vier Büchern, eines von Opern-Regisseur Hans Neuenfels, er nennt es "Empfindungsgeschichten" - wie empfinden Sie sein Buch, in dem er nach dem Wesen von Komponisten sucht?
Heidenreich: Als ganz großartig. Ich habe das Buch selbst an Land gezogen und initiiert. Es gibt Bücher, die man im Ausland kauft und übersetzen lässt. Es gibt Aufträge, die man vergibt. Und es gibt Bücher, die eigentlich schon da sind und die man nur noch machen muss. Neuenfels hat, glaube ich, 36 Opern inszeniert. Und er hat über diese Opern und Musiker überhaupt sehr leidenschaftlich geschrieben. Und das sind immer ergreifend schöne Texte, die das haben, was ich so sehr an Texten liebe: das Empathische. Es geht nicht nur darum, dass man alles weiß. Und Neuenfels ist klug. Sondern es geht darum, dass man es vermitteln kann, dass man leidenschaftlich über Musik und Musiker schreibt. Und das Talent hat er.

Hören Sie hier das Gespräch in voller Länge.

Hintergrund:
Die Edition Elke Heidenreich erscheint im Verlag C. Bertelsmann (München) ab September. Die ersten vier Bücher sind Günther Freitags Roman "Brendels Fantasie", Franz Werfels "Verdi - Roman der Oper", Hans Neuenfels´ Reflexion über die Frage "Wie viel Musik braucht der Mensch? Über Oper und Komponisten" und Elena Cheas Buch über Daniel Barenboims East-Western Divan Orchestra "Die Kraft der Musik".