EKD-Zukunftskongress in Wittenberg beginnt

Blick voraus an historischer Stätte

In Wittenberg hat am Donnerstag der Zukunftskongress der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begonnen. Rund 300 Vertreter des deutschen Protestantismus wollen in der Lutherstadt bis Samstag über den weiteren Reformprozess in der evangelischen Kirche beraten. Grundlage des Kongresses sind die Reformvorschläge aus dem Impulspapier "Kirche der Freiheit", das die EKD im vergangenen Sommer vorgelegt hat.

 (DR)

Angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen und abnehmender Finanzkraft werden darin weit reichende Veränderungen für alle kirchlichen Ebenen empfohlen. Den Eröffnungsvortrag des Kongresses hält am Abend der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber.

Über 300 Delegierte kommen nach Wittenberg
Aus Kiel reisen sie an und aus München. In Speyer machen sie sich auf den langen Weg und aus Dresden haben sie es nicht so weit: Über 300 Menschen der evangelischen Kirche hat der Rat der EKD zum Zukunftskongress in die Stadt der Reformation nach Wittenberg eingeladen. In der Stadt, in der Martin Luther mit Katherina von Bora die längste Zeit seines Lebens gelebt, mit Philipp Melanchthon und seinen Studenten diskutiert, und wo Hans Lufft seine Schriften gedruckt hat, treffen sich Bischöfe, Präsides, Kirchenpräsidenten, leitende Juristen, Synodenpräsidenten, Theologen und Angehörige anderer Berufe, Hauptamtliche und ehrenamtlich Engagierte, an kirchlichen Fragen Interessierte und für kirchliche Themen Verantwortliche. Drei Tage sitzen sie zusammen - nicht um sich an die Geschichte vor knapp 500 Jahren zu erinnern, sondern um über die nächsten 30 Jahre der evangelischen Kirche nachzudenken.

Wo uznd wie kann gespart werden?
Die Herausforderungen sind deutlich: Die Alterspyramide der deutschen Gesellschaft verändert sich. Als demographischen Wandel bezeichnen Fachleute die Tendenz, dass die Menschen älter und gleichzeitig weniger Kinder geboren werden. Die Bindung der Kirchenmitglieder an ihre Kirche hat sich zwar nicht tiefgreifend verändert, das zeigen die seit 40 Jahren durchgeführten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen, aber die Zahl der Mitglieder sinkt. Die mittelfristige Finanzplanung zeigt - gerade auch aus wirtschaftlichen und steuerrechtlichen Gründen - das zukünftig der evangelischen Kirche weniger Geld zur Verfügung steht. Die Antwort darauf kann nicht sein, so weiter zu machen wie bisher, dessen war sich der Rat sicher.

Auch gegenseitige Kritik erwünscht
So sind die Tage in Lutherstadt Wittenberg als Lern- und Anregungskongress angelegt: Kreativität steht im Vordergrund der Beratung im Plenum und in verschiedenen Foren. "Von anderen lernen" wollen die Teilnehmende ebenso wie ihre eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen einbringen; gemeinsam werden sie auf die Stimmen derer hören, die ihre Lebenserfahrung einbringen können; jede und jeder einzelne wird seine Phantasie einbringen, wie die evangelische Kirche im Jahr 2030 aussehen könnte - und ihre Gedanken und Äußerungen der gegenseitigen Kritik aussetzen.