EKD-Ratsvorsitzender fordert Solidarität mit den deutschen Soldaten im Ausland

"Es geht uns um die Menschen"

Nikolaus Schneider, hat Solidarität mit den deutschen Soldaten in Auslandseinsätzen eingefordert. "Es ist wichtig, dass die Menschen, die unser Land in einen solchen Einsatz schickt, nicht allein gelassen werden", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland in einem ZDF-Gottesdienst in Köln-Wahn.

Präses Schneider Anfang 2011 bei der Bundeswehr in Afghanistan (epd)
Präses Schneider Anfang 2011 bei der Bundeswehr in Afghanistan / ( epd )

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Von der Abflughalle des Militärflughafens in dem Stadtteil der Rhein-Metropole starten deutsche Bundeswehrsoldaten zu ihren Einsätzen in Afghanistan. Auch Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) nahm an dem Gottesdienst teil und las eine Bibel-Passage.



"Das bedeutet nicht", so der Ratsvorsitzende in seiner Predigt am Sonntagmorgen (15.05.2011) weiter, "dass wir den Afghanistan-Einsatz in allen seinen Punkten gutheißen. Oder ihm damit gar eine Art kirchlichen Segen geben. Es geht uns um die Menschen, die am Hindukusch ihren schwierigen Dienst tun." Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hatte in ihrer Neujahrspredigt 2010 den Bundeswehr-Einsatz heftig kritisiert. Vor allem ihr Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus.



In dem Fernsehgottesdienst fügte der Theologe hinzu, die Bürger müssten den Soldatinnen und Soldaten zur Seite zu stehen, die mit belastenden Erfahrungen aus den Kriegs- und Krisengebieten zurückkehren. "Und wir sind als Gemeinden und Nachbarn gefragt, wenn Familien den Verlust eines Sohnes, einer Tochter, eines Vaters, einer Schwester oder eines Partners zu beklagen haben", sagte Schneider, der auch Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist.



"Ernsthafte und ausführliche Diskussion"

Zugleich forderte Schneider eine "ernsthafte und ausführliche" Diskussion über die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Es gebe Situationen, "in denen wir nicht ohne Schuld bleiben können - was immer wir tun oder unterlassen", räumte der oberste Repräsentant von rund 24 Millionen Protestanten in Deutschland ein. So sei es in Afghanistan und aktuell in Libyen, "wo wir nicht eindeutig wissen, welches politische und militärische Verhalten den Frieden und die Gerechtigkeit unter den Menschen fördert".



Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges hätten viele Deutsche eine tiefe Zurückhaltung gegenüber militärischer Gewalt entwickelt, erklärte Schneider. Die evangelische Kirche habe sich die theologische Erkenntnis des Ökumenischen Rates der Kirchen "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein" zu Eigen gemacht.