Einzige katholische Fakultät Ostdeutschlands in Erfurt feiert Jubiläum

60 Jahre der Lehre und Forschung

Ostdeutschlands einzige Katholisch-Theologische Fakultät hat am Wochenende in Erfurt ihre 60-jährige Lehr- und Forschungstradition gefeiert. Unter den Ehrengästen war der frühere "Ökumeneminister" des Papstes, Kardinal Walter Kasper.

 (DR)

Die Fakultät geht auf das "Philosophisch-Theologische Studium" zurück, das am 5. Juni 1952 zusammen mit dem Priesterseminar Erfurt gegründet wurde. Es war die einzige akademische Ausbildungsstätte für katholische Theologen in der DDR. Erst von der letzten, frei gewählten DDR-Regierung wurde sie 1990 staatlich anerkannt. Seit 2003 ist sie als Fakultät in die Universität Erfurt integriert.



Kasper würdigte die Erfurter Theologenausbildung als "Samenkorn" für die Universität, die 1996 nach rund 180-jähriger Unterbrechung wiedergegründet wurde. Das Philosophisch-Theologische Studium habe weit über die DDR hinaus in hohem Ansehen gestanden. Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hob den "unersetzlichen Dienst" hervor, den "diese katholisch-theologische Instanz" in den neuen Bundesländern leiste.



Der Vizepräsident der Universität Erfurt, Gerd Mannhaupt, sagte, die Fakultät mit 13 Lehrstühlen trage dazu bei, dass Thüringens Landeshauptstadt ein Zentrum der religiösen und religionswissenschaftlichen Forschung in Deutschland sei. Der Dekan der Fakultät, Michael Gabel, erinnerte daran, dass das Einreiseverbot des SED-Regimes für Priester aus dem Westen 1951 ein Anlass zur Gründung der Ausbildungsstätte war.



"Wohin führt der Weg der Kirche?"

In seinem Festvortrag nahm Kasper auch Stellung zur Frage: "Wohin führt der Weg der Kirche?" Er betonte, mit dem Abschied von der Volkskirche gehe eine Epoche der Kirchengeschichte zu Ende, ohne dass erkennbar sei, wie es weitergehe. Die "heute viel gehandelten Reformvorschläge" könnten alleine die "vielschichtige Krise" jedoch nicht lösen, so der Kardinal. Herausgefordert seien die Christen "vor allem durch die verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber der Gottesfrage".



Mitverantwortlich für die Krise sei jedoch auch die Kirchenspaltung, erklärte der ehemalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Dies müsse beim 500-Jahr-Gedenken der Reformation 2017 im Blick bleiben. Kasper plädierte zudem für mehr synodale Strukturen in der katholischen Kirche. So könne sie "ein junges, frisches Gesicht erhalten".



An der Jubiläumstagung unter dem Leitwort "Theologie für eine Kirche der Zukunft" nahmen auch der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie die Bischöfe Gerhard Feige (Magdeburg) und Wolfgang Ipolt (Görlitz) teil. Unter den Vertretern der evangelischen Kirche war der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber. Er steht auch an der Spitze der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland und ist Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.