Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Einfach mal anfangen!

Schwester Katharinas kleiner Freund Justus bringt sie zu der Erkenntnis, dass jeder Anfang eine Chance ist. Jede und jeder kann immer wieder anfangen und auch Hürden überwinden.

Symbolbild Anfang, Start, Beginn / © PHOTOCREO Michal Bednarek (shutterstock)
Symbolbild Anfang, Start, Beginn / © PHOTOCREO Michal Bednarek ( shutterstock )

Nachher fahre ich zum letzten Mal Justus zur Schule. Viele Monate habe ich das jetzt gemacht, weil der Papa eine feste Arbeit hat und schon sehr früh aus dem Haus muss, weil der Weg zu Fuß mit dem schweren Ranzen noch zu weit ist für den Siebenjährigen. Und weil die Mama, wenn sie mit ihm zu Fuß gehen würde, insgesamt eine Stunde brauchen und selbst zu spät zur Arbeit kommen würde. Aber ab morgen hat sie den Führerschein und alle sind wir glücklich. Pandemiebedingt hat Fahrschule und die Prüfungsvergabe viel länger gedauert als normal. Aber jetzt ist es geschafft. Mit einer kleinen Pizza-Party haben wir gefeiert, dass die Mama nun auch fahren kann.

Meist war Justus morgens schon ganz aufgeräumt und gesprächig, manchmal aber auch müde und nicht sehr auskunftsfreudig. Montags und donnerstags meist ziemlich super, weil er dann Sport hat und das ist eindeutig sein Lieblingsfach in der Schule. Aber auch Rechnen geht sehr gut und Mama und Papa sind begeistert über seine Lesekünste. Vor zwei Wochen dann das: Er hat sich aus der Schulbibliothek den ersten Harry Potter Band ausgeliehen, um ihn zu lesen. Jeder von uns, der die Serie kennt, weiß, wie dick diese Bücher sind, aber niemand hat etwas dazu gesagt. Nicht die Bibliothekarin, nicht Mama oder Papa, obwohl ihnen klar war, dass er das doch jetzt, Anfang der zweiten Klasse noch nicht lesen kann. Erst der große Bruder hat ihm das wenig gentlemanlike vor die Nase gehalten. Aber Justus blieb ganz cool. "Erst mal kann Mama mir vorlesen und ein bisschen ich. Und später kann ich dann alles, das ganze Buch selber lesen". Und diese "später" klang nicht so, als sei das erst in ein paar Jahren, sondern ziemlich bald in ein paar Monaten. Wahrscheinlich.

Diese wunderbare Kinderlogik und die Plaudereien mit ihm fehlen mir jetzt schon. Aber diese letzte Ermutigung von ihm finde ich für heute und auch für zwischendurch für mich ziemlich gut. Auch wenn ich etwas heute noch nicht hinkriege, kann ich damit anfangen. Auch wenn es dauert, bis es richtig klappt. Und das können ziemlich verschiedene Dinge sein. In meinem Arbeitsbereich, in meinem privaten Umfeld, in meinem Christsein, in meinem Leben als Glaubende, als Kirche. Lasst uns Anfänger:innen werden und bleiben, die immer neu üben und anfangen und sich von Misserfolgen und Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Danke Justus, für deinen guten Tipp.

 

Schwester Katharina Hartleib / © Nicolas Ottersbach (DR)
Schwester Katharina Hartleib / © Nicolas Ottersbach ( DR )
Quelle:
DR