In einem Jahr wird der Hildesheimer Dom wiedereröffnet

Relaunch für das Weltkulturerbe

Der Countdown läuft für Deutschlands größte Kirchenbaustelle: In genau einem Jahr soll der katholische Mariendom in Hildesheim feierlich wiedereröffnet werden. Den größten Teil seiner Sanierung hat das Weltkulturerbe bereits hinter sich.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Der Hildesheimer Dom (dpa)
Der Hildesheimer Dom / ( dpa )

An Mariä Himmelfahrt in einem Jahr, dem Patronatsfest des Doms am 15. August 2014, werden zugleich die 1.200-Jahrfeiern von Stadt und Bistum Hildesheim im Jahr 2015 eröffnet. "Wir liegen gut im Plan", sagt Weihbischof Heinz-Georg Koitz, Domdechant und Bauherr des 30-Millionen-Euro-Projekts.

Seitdem an jenem kalten Januartag vor drei Jahren die historische Bernwardstür symbolisch geschlossen wurde, macht der 78-Jährige buchstäblich jeden Abend im Dom das Licht aus. Die Arbeiten an der romanischen Kathedrale seien kein Luxus, sondern bitter nötig, unterstreicht der emeritierte Weihbischof. Auch, weil man mit der Umgestaltung den Bedürfnissen einer zunehmend säkular geprägten Gesellschaft begegne: Die Bestuhlung wird - mit Möglichkeit der Verdreifachung - auf rund 300 Plätze reduziert, der Altar rückt näher an die Gemeinde heran, die Zahl der gezeigten Kunstschätze wird deutlich konzentriert, das Dommuseum wird erweitert und teilweise in die angrenzende Antoniuskirche verlegt. "Bisher haben wir unsere Kunstschätze in einem 'Schuhkarton' aufbewahrt", berichtet Diözesanbaumeister Norbert Kesseler. Das sei einer Diözese, die drei Viertel des Landes Niedersachsen umfasst, nicht würdig.

Seit 1985 Weltkulturerbe

Der erste Dombau an dieser Stelle entstand im Jahr 872 unter Bischof Altfrid; die Jahrhunderte brachten Neubauten und Erweiterungen. 1945 wurde das imposante Gebäude durch Bomben so stark zerstört wie keine andere Bischofskirche in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe man sich beim Wiederaufbau auf das Nötigste konzentriert, erklärt Architekt Kesseler. So zeigte sich der Dom zuletzt innen geschwärzt, Heizung, Elektrik und andere Technik waren gnadenlos überaltert. Die aufsteigende Feuchtigkeit drohte die historische Substanz zu zerfressen. Allein 20 Kilometer schadhafter Fugen an der Fassade mussten erneuert werden.

Inzwischen hat die Bischofskirche, die zusammen mit der benachbarten evangelischen Kirche Sankt Michaelis seit 1985 Weltkulturerbe der UNESCO ist, die gröbsten Arbeiten hinter sich. Teile der Gerüste sind abmontiert, die Putzarbeiten stehen vor dem Abschluss, die kilometerlangen Heizschlangen sind in der Versenkung verschwunden; bald wird mit der Verlegung des neuen Natursteinfußbodens begonnen. Es ist bereits augenfällig, wie hell und licht der "neue" Dom wird.

Auch die neue Pflasterung und Begrünung des Außenbereichs bringen das Welterbe besser zur Geltung. Im Januar, wenn die Orgel Einzug hält, muss Schluss sein mit allen staubigen Arbeiten, betont Kesseler. Eine kleinere Chororgel wird es neben dem Altarraum geben, Chöre werden künftig auf einer versenkbaren Bühne in einer Seitenkapelle Platz finden.

Rund zwei Millionen Euro Spenden

Das nötige Geld für all das haben die Bistums-Verantwortlichen mühsam, aber verlässlich zusammengetragen, sagt Koitz: Die 30 Millionen Euro für das Großprojekt würden durch eine Drittel-Mischfinanzierung durch das Land Niedersachsen, den Bund, die Europäische Union und diverse Stiftungen, durch Spenden und Fundraising sowie durch das Bistum aufgebracht. Von den rund zwei Millionen Euro Spenden, die unter anderem durch das Fundraisingbüro des Bistums sowie durch den Dombauverein zusammengetragen werden, sei schon etwa die Hälfte unter Dach und Fach. Auch innerhalb des Bistums, wo in den letzten Jahren strenge Sparmaßnahmen herrschen, spürt Koitz zu seiner Erleichterung inzwischen "weithin Zustimmung" zu den Umbaumaßnahmen.

Auch die Natur gibt offenbar ihren Segen zu dem Großprojekt: Sowohl der berühmte "Tausendjährige Rosenstock" an der Außenapsis als auch das Turmfalkenpaar im Glockenturm haben sich in diesem Jahr wieder pünktlich eingefunden. Inzwischen sind die jungen Falken schon flügge und haben ihre luftige Kinderstube verlassen. Die nächste Generation im kommenden Jahr wird dann schon den (fast) fertigen Dom erleben.


Quelle:
KNA