In einem Jahr beginnt in Mannheim der Katholikentag

Baustellen und Hoffen auf den Aufbruch

Genau ein Jahr vor dem 98. Deutschen Katholikentag ist in Mannheim viel von Baustellen die Rede: Die Kirche hat ein millionenschweres Sanierungsprogramm für 14 Gotteshäuser aufgelegt, hinter verhüllten Fassaden wird gehämmert und gezimmert. Auch die Stadt will sich, wenn vom 16. bis 20. Mai Zehntausende Christen kommen, im besten Licht zeigen.

Autor/in:
Volker Hasenauer
 (DR)

Beispiel ist der Marktplatz, wo das alte Rathaus und die Sebastian-Kirche sich einen gemeinsamen Glockenturm teilen: Auch er ist derzeit hinter weißen Plastikplanen verhüllt. "In einem Jahr wird alles fertig sein", verspricht Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD).



Auch im übertragenen Sinne beginnt auf der Baustelle Katholikentag mit den inhaltlichen Vorbereitungen in diesen Tagen die entscheidende Phase. "Nach der durch die Fälle sexuellen Missbrauchs ausgelösten schweren Kirchenkrise wird es kein "business as usual" geben. Wir arbeiten für einen echten Aufbruch", sagt Katholikentags-Geschäftsführer Martin Stauch. Dabei soll es nicht bloß um eine kirchliche Nabelschau gehen. Vielmehr zählt zum Anspruch der seit 1848 von der katholischen Basis organisierten Katholikentage auch, aktuelle gesellschaftliche Debatten aufzugreifen und voranzubringen. Für 2012 könnten die Diskussionen um Klimaschutz und Atomausstieg solche Themenfelder sein.



"Ich hoffe auch, dass sich die Kirche als wichtiger gesellschaftlicher Akteur, gerade in einer Stadt wie Mannheim mit Bürgern aus mehr als 150 Nationen, mit den Fragen des Zusammenlebens verschiedener Nationen, Kulturen und Religionen beschäftigen wird", ergänzt Oberbürgermeister Kurz. Dass die katholische Kirche in Mannheim dieses Thema konkret anpackt, zeigt die Initiative "Haus der Jugend", wo Jugendliche mit Migrationshintergrund und schlechter Schulbildung beim Einstieg ins Berufsleben unterstützt werden. "Im Jahr betreuen wir ungefähr 1.000 Jugendliche", so Jugendseelsorger Daniel Kunz.



Hoffen auf 100.000 Teilnehmer pro Tag

Organisiert wird der Katholikentag vom gastgebenden Erzbistum Freiburg und der katholischen Basis, der bundesweiten Vertretung der Laien mit dem etwas sperrigen Namen Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Mannheims leitender Pfarrer, Dekan Karl Jung, ist mit dem Stand der Vorbereitungen zwölf Monate vor Beginn zufrieden. "Die meisten Veranstaltungsorte sind klar, die Arbeitskreise zur inhaltlichen Vorbereitungen haben bereits getagt." Als nächster Schritt sollen in wenigen Wochen die Plakate und Werbematerialien für das Treffen unter der Überschrift "Einen neuen Aufbruch wagen" vorgestellt werden.



Auf diesen beschworenen Aufbruch setzen viele: Der gastgebende Erzbischof Robert Zollitsch hofft auf "neugierige Menschen, die vom Katholikentag etwas für ihr Leben mitnehmen" und "auf Christen, die mithelfen, Lagerbildungen zu überwinden". Gabriele Blank, gebürtige Mannheimerin und als Dekanatsratvorsitzende an den Vorbereitungen beteiligt, sieht die Chance, dass "vom Katholikentag ein Feuer, ein Ruck ausgehen wird in den Alltag der Kirche hinein, der gerade für uns Frauen nicht immer einfach ist." Konkret: Sie hofft, dass die Kirche endlich Frauen als Diakoninnen zulässt.



Eine Besonderheit des Katholikentags wird sein, dass fast alle der rund 1.200 Veranstaltungen fußläufig in den "Quadraten", der Mannheimer Innenstadt, zu erreichen sein werden. Für die großen Podiumsdiskussionen ist das Innenstadt-Kongresszentrum Rosengarten reserviert; der Abschlussgottesdienst wird im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses gefeiert. Was die erwarteten Teilnehmerzahlen angeht, äußert sich Chefplaner Stauch vorsichtig: 25.000 Dauerkarten und etwa 30.000 Tageskarten will er verkaufen. Oberbürgermeister Kurz hofft auf bis zu 100.000 Teilnehmer pro Tag und verspricht, dass sich die Mannheimer in einem Jahr als herzliche Gastgeber zeigen werden.