"Eine-Welt-Filmpreis NRW" in Köln verliehen

Besonderes auf der Filmleinwand

Spielfilme und Dokumentationen rund um Themen aus der Entwicklungs- und der Eine-Welt-Politik werden beim "Eine-Welt-Filmpreises NRW" ausgezeichnet. Für Mitveranstalter Adveniat und dessen Pressesprecher Christian Frevel gab es verdiente Sieger.

Christian Frevel (KNA)
Christian Frevel / ( KNA )

domradio.de: Was sind das denn für Filme, die da ausgezeichnet werden?

Christian Frevel: Wir wollen Filme aus der einen Welt mit Themen über die eine Welt zeigen, die vor allem die Armen im Fokus haben. Die Filme sollen einen anderen Blick auf die Realität in Asien, Afrika und Lateinamerika bieten. Der NRW-Eine-Welt-Filmpreis wird alle zwei Jahre vergeben. Entstanden ist das Ganze aus einem "Fernsehworkshop Entwicklungspolitik", der genau das vor 20 Jahren in den Fokus nahm. Es ging darum, die Filmemacher aus der einen Welt hier in Europa und vor allem in Deutschland bekannter zu machen. Da sind wir auf die Idee gekommen, dass es eigentlich auch einen Eine-Welt-Filmpreis geben müsste. Es ist schön zu sehen, dass das Land NRW diesen Filmpreis stützt.

domradio.de: Das sind ja meistens keine Blockbuster. Wie schwierig ist es, solche Themen in einem Film umzusetzen?

Christian Frevel: Es gibt ganz engagierte Filmemacher in der einen Welt. Wir haben in diesem Jahr Filme aus dem Libanon und einen Film, der Indonesien thematisiert, ausgezeichnet. Es gibt Fernsehsender wie Arte, die diese Filme auch zeigen. In anderen Fernsehsendern werden sie oft gar nicht oder erst nach Mitternacht ausgestrahlt. Das tut uns schon in der Seele weh, weil diese Filme doch manchmal sehr anrührend sind und einen ganz anderen Blick auf die Realität abbilden.

domradio.de: Dass Adveniat als Lateinamerika-Hilfswerk ein Interesse an Filmen hat, die die Probleme in den Ländern des Südens thematisieren, liegt auf der Hand. Aber sind Sie auch an dem Filmfestival beteiligt?

Christian Frevel: Wir sind Mitveranstalter und auch Mitfinanzierer dieses "Fernsehworkshops Entwicklungspolitik", der die Sichtung macht. Im Juni haben wir in einer zweiten Runde über 20 Filme gesichtet. Wir haben uns jeden einzelnen Film angeschaut und die Jury hat dann entschieden und drei Filme ausgezeichnet. Wir freuen uns, dass in diesem Jahr "Jakarta Disorder" gewinnen konnte. Das ist ein Film, der eine Situation in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens, zeigt. Thematisiert wird, wie Leute, die in Armenvierteln wohnen, von heute auf morgen ihr Zuhause verlassen müssen, weil auf einmal Luxuswohnungen gebaut werden sollen. Das gleiche Problem kennen wir aus Ländern Lateinamerikas. Ich erinnere nur an die Vertreibungen im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Rio de Janeiro oder Sao Paulo.

domradio.de: Sie haben auch noch ein ganz besonderes Projekt gestartet, nämlich mit Filmstudenten, oder?

Christian Frevel: Ja. Im vergangenen Jahr hatten wir in diesem "Fernsehworkshop Entwicklungspolitik" Kontakt zu jungen Filmemachern, die an Universitäten in Deutschland studieren. In diesem Kontext haben wir Kontakt zur Macromedia-Fachhochschule in Köln geschlossen. Das ist eine Hochschule, an der junge Menschen Regie und Filmschnitt lernen können. Die haben für Adveniat in unserem Auftrag zu unserer Jahresaktion 2015 kleine Spots gefertigt, die heute Abend Welturaufführung haben werden. 

domradio.de: Wo kann man die Clips sehen, wenn man nicht dabei sein kann?

Christian Frevel: Den ersten haben wir schon in unserem Adveniat-Youtube-Kanal hochgeladen. Facebook-Freunde von Adveniat können ihn auch bereits anschauen. Das ist der erste von fünf Spots. Wir möchten nicht alle auf einmal zeigen. Es soll noch eine gewisse Spannung erhalten bleiben. Ich glaube, man kann schon am ersten Clip die Qualität sehen, die diese jungen Leute produziert haben. Hut ab davor!

domradio.de: Hut ab auch vor den prämierten Filmen. Wo werden denn diese Filme außerhalb des Filmfestivals zu sehen sein? 

Christian Frevel: Der Film "Jakarta Disorder" war schon in den Kinos. Leider in nur wirklich sehr kleinen Programmkinos. Es gibt spezialisierte DVD-Verleihe, die solche Filme im Programm haben. Ein anderer Film, "Aus meinem syrischen Zimmer", ist auf Arte gelaufen. Dieser Film zeigt sehr aktuell die Situation eines Künstlers in Syrien, der unter dem Assad-Regime leiden musste und verfolgt wurde. Die Repressionen begannen ja lange vor den kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Islamischen Staat. Das zeigt auch, wie schwer sich die Intellektuellen zu dem Zeitpunkt bereits in ihrer Heimat getan haben und bereits vor dem Krieg in Syrien aus dem Land geflohen sind. 

Das Interview führte Hilde Regeniter

 

 

 


Quelle:
DR