Eine Übernachtung im Baumhaus

Ganz romantisch

Es ist heiß. Sehr heiß. Mein Mann leidet unter der Hitze, die sich unerträglich im Haus staut. Zum Glück haben wir eine Alternative. Und so eine romantische: Unser Baumhaus.

Baumhaus in der Tanne / © Angela Krumpen
Baumhaus in der Tanne / © Angela Krumpen

Damals hat mein Mann das Haus neben die Tanne gebaut. Heute ist es fast ganz umschattet. Traumhaft kühl. Kein Wunder, dass im Sommer alle hier schlafen wollen. Ich reserviere das Baumhaus schnell, bevor andere einchecken wollen.

Zum Baumhaus, mannshoch, sonnengelbe Vorhänge vor bodentiefen Sperrmüllfenstern, mit Platz für bis zu sechs Grundschulkindern,  geht es über eine wackelige Hühnerleiter. Die kann mich ebenso wenig aufhalten, wie der Kampf mit der mittlerweile verzogenen Tür. Die von links knallt,  während ich von rechts versuche, Körbe mit Bettzeug zu balancieren. Selbst das Chaos innen schlucke ich glatt weg. Richte flink die Matratzen. Fertig.

Sanft leuchtet Licht hinter den Vorhängen, als ich vom Zähneputzen durch den Garten komme. Die Kühle schickt meinen Mann sofort in den Schlaf. Ich genieße Wind, Tanne, leisen Regen, die Nacht und das alles so nah  ist.

Erinnere mich, als wir über den Schlaf von  kleinen Übernachtungsgästen wachten. Immer wieder klackerten kleine Füße durch den Garten und die dazugehörigen Kinder wussten von  ungeheuerlichen Phänomenen zu berichten: Schatten! Knacken! Riesentiere! Wir geleiteten die Kleinen wieder ins Baumhaus hinein und Nachtfalter, Spinnen und andere Ungeheuer in die Nacht hinaus. Am nächsten Morgen, waren die überlebenden Baumhausabenteurer  Zentimeter gewachsen. Ich schwör’s!

Über meinen Erinnerungen hat sich der Regen zu einem Gewitter gemausert. Es trommelt, knistert und knackt, schwankt, wird blitzhell und donnerdunkel  grollt es zum fürchten schön. Hingerissen von diesem  exklusiven Privatnaturfeuerwerk schlafe ich ein. Mein  Mann rüttelt mich an der Schulter.

3 Uhr 47 sagt die Uhr. "Wir müssen hier raus, schnell." Benommen fasse ich in meine triefende Bettdecke. Draußen gießt es in Strömen. Und innen tropft es  in Rekordtempo. Leider genau über mir.

Alles muss über die Hühnerleiter evakuiert werden. Mein Mann holt, galant wie er ist, einen Regenschirm für mich. Über den, für die tropfenden Decken aufgebauten, Wäscheständern kichern wir wie die Teenager: wenn das mal nicht die romantischste Idee ever war.

Beim Frühstück feixen die Kinder. Vor allem die Große. Wie oft hätte sie gesagt,  das Dach sei undicht? Ähm, sie hätte ja Recht, gibt mein Mann jetzt  zu. Der Große macht gute Vorschläge für die Reparatur.  Dem Gesicht nach, hält mein Mann wenig davon.

Jetzt  diskutieren sie im Baumarkt weiter. Fortsetzung folgt.

Garantiert.

(Erstausstrahlung: 09.07.2016)