"Sag zum Abschied leise Servus": Mit diesen Worten beginnt ein Schlager, den einst Peter Alexander gesungen hat. Schon lange ist daraus ein geflügeltes Wort geworden. "Servus" soll man sagen zum Abschied, "nicht Lebwohl und nicht Adieu, diese Worte tun nur weh", so heißt es weiter.
Doch es gibt noch ganz andere Möglichkeiten, sich zu verabschieden: Manche sagen "tschüss" oder "ciao"; wenn man es etwas höflicher meint, sagt man "Auf Wiedersehen". In Bayern und Österreich ist noch ein anderer Abschiedsgruß verbreitet: "Pfiat di Gott", auf Hochdeutsch: "Behüte dich Gott". Und mitunter kennt man auch noch das alte "Gott befohlen", das man einander beim Auseinandergehen wünscht.
"Behüte dich Gott": Im alttestamentlichen Buch Exodus wird diese Wendung zwar nicht als Abschiedsgruß verwendet, aber sie kommt in einem anderen Zusammenhang dennoch vor. Nämlich als die Israeliten an der Grenze zur Wüste stehen und wissen, dass ihnen nun eine lange Wanderung bevorsteht. Da ist es Gott selbst, der sich an sein Volk wendet und ihm zusagt: "Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe" (Ex 23,20).
Selbst in der Wüste ist niemand allein
Die Israeliten sind von Gott behütete Menschen: Sie sind nicht allein auf der Wanderung durch die Wüste hinein ins Gelobte Land. Gott ist bei ihnen; er geht diesen Weg mit ihnen und wacht über sie. Schon sehr früh in der Bibel wird dieser Schutz durch Gott mit der Gestalt von Engeln ausgedrückt: Sie sind sozusagen der konkrete Ausdruck dieser nicht sichtbaren Begleitung durch Gott.
Die Engel gehen mit; sie sind da, wenn das Volk Israel unterwegs ist und sich allerlei Herausforderungen stellen muss. Durch die Engel ist Gott da, zeigt er den Menschen seine Gegenwart, wie es im Buch Exodus weiter heißt: "denn in ihm ist mein Name gegenwärtig" (Ex 23,21). So, wie der Tempel in Jerusalem der Ort ist, an dem Gott seinen Namen wohnen lässt, so sind die Engel dynamische Vergegenwärtigungen Gottes in dieser Welt.
Grußformel als wertvolle Gedankenstütze
Zwei Feste, die mit den Engeln zu tun haben, feiert die katholische Kirche an der Schwelle zum Herbst: Am Erzengelfest am 29. September stehen die drei Erzengel Gabriel, Michael und Raphael im Mittelpunkt.
Sie sind die drei Engel, die in der Bibel mit Namen genannt werden und die in einigen Episoden wichtige Funktionen einnehmen.
Prominent ist der Engel Gabriel, der Maria die Botschaft von der Menschwerdung Gottes überbringt. Michael nimmt in der Bibel die Rolle des großen Engelfürsten ein, der am Ende der Zeiten die Seelen ins Licht führt. Und Raphael ist der Engel der Heilung, der das Gebet von Tobias erhört, ihn auf seiner Reise begleitet und heilt.
Am 2. Oktober folgt das Schutzengelfest: An diesem Tag denken Christinnen und Christen an jene Engel, die das eigene Leben begleiten, die behüten und beschützen und so deutlich machen, dass Gott auch in der heutigen Welt gegenwärtig ist. Durch die Engel hat er einen Platz in unserem Leben, durch die Engel steht er jeder und jedem stets zur Seite. "Behüte dich Gott": Es ist schön, wenn durch diesen Abschiedsgruß im alltäglichen Leben immer wieder der Gedanke aufblitzt, dass die Menschen von den Engeln behütet sind.
Gemeinschaft statt Einzelkämpfer
Menschen sind keine Einzelkämpfer, sondern immer zusammen unterwegs auf dem Weg des Glaubens. Dazu gehören nicht nur diejenigen, die in einer konkreten Pfarrgemeinde zusammenleben. Vielmehr zählen dazu auch die himmlischen Wesen, die Engel, die immer vor Gottes Angesicht stehen und ihm ihr Lob singen. Mit ihnen vereinen sich die Gläubigen, wenn bei der Feier der Eucharistie das dreimal "Heilig" gesungen wird.
Und die Engel sind auch im Alltag unterwegs. Bis heute ist zugesagt, was der Psalmist im 91. Psalm so schön ins Wort fasst: "Er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen". Behütete Menschen sind wir, begleitet von jenem Gott, der uns Menschen immer neu seine Gegenwart schenken will. Und so dürfen wir einander zum Abschied immer wieder zusagen: "Behüte dich Gott!"
Tag der Schutzengel
Der Tag der Schutzengel ist ein katholischer Gedenktag. Dieses Fest wird seit dem 16.Jahrhundert gefeiert und 1608 durch Papst Paul V. eingeführt. Papst Clemens X. schließlich legte diesen Tag auf den 2. Oktober. Das Wort Engel wurde aus dem griechischen Wort "Angelos" abgeleitet und bedeutet "Bote". Die Verehrung der Engel, verbreitet im Katholizismus und der christlichen Orthodoxie wird vom Protestantismus abgelehnt. Die Engel bilden untereinander eine Hierarchie, die Chöre, an deren Spitze die Erzengel stehen. (dr)
