Eine theologische Betrachtung zu Christi Himmelfahrt

Niemand wird als Profi-Christ geboren

Motivationstiefs, Muskelkater und Blessuren - Leistungssportler kennen den steinigen Weg zu einem erhofften Erfolg. Auch die Apostel mussten diese Erfahrung machen, als sie selbst in die Fußstapfen Jesu traten.

Autor/in:
Fabian Brand
Christi Himmelfahrt (epd)
Christi Himmelfahrt / ( epd )

Zwei große Sportereignisse stehen in diesen Wochen kurz bevor: die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und die Olympischen Spiele in Paris. 

Viele Athleten treten bei diesen sportlichen Wettbewerben gegeneinander an - mit dem großen Ziel, einmal die Goldmedaille zu gewinnen, einmal als Europameister vom Platz zu gehen. Aber niemand wird als Olympia-Sieger geboren.

Aller Anfang ist schwer

Am Anfang jeder sportlichen Karriere steht der erste Schritt, stehen die vielen Übungsstunden, die man auf dem Fußballplatz oder in der Sporthalle verbringt. Aller Anfang ist schwer - aber mit Beharrlichkeit und Geduld kann man vieles erreichen.

Vergoldete Apostelfiguren in Xanten. Es handelt sich vermutlich um Johannes (l.), Andreas (m.) und Matthäus (Matthias). / © Harald Oppitz (KNA)
Vergoldete Apostelfiguren in Xanten. Es handelt sich vermutlich um Johannes (l.), Andreas (m.) und Matthäus (Matthias). / © Harald Oppitz ( KNA )

An diesem Fest Christi Himmelfahrt erfahren wir etwas von der Zumutung des Anfangs: In der Apostelgeschichte und im Markusevangelium ist zu hören, wie Christus in den Himmel auffährt
und sich dort zur Rechten des Vaters setzt. 

Er, der auferstandene Herr, ist beim Vater im Himmel erhöht. Aber damit ist die "Sache Jesu" nicht an ein Ende gekommen, sondern sie wird transformiert: Jetzt sind es die Jüngerinnen und Jünger, die anstelle ihres Herrn und Meisters das Evangelium verkünden. Jetzt werden diejenigen, die einst Jesus nachgefolgt sind, selbst zu tragenden Persönlichkeiten in der frühen Kirche. 

Der Weg zum inspirierenden Glaubensvorbild

Dieser Anfang ist wahrlich kein einfacher. Niemand wird als Marathonläufer oder als Profi-Fußballer geboren, niemand als inspirierendes Glaubensvorbild. Auf dem Weg dorthin stehen viele Trainingseinheiten, steht viel Hinfallen und Wiederaufstehen, um dem großen Ziel näherzukommen. Und so geht es auch den Aposteln: In der Osterzeit sind im Gottesdienst Lesungen aus der Apostelgeschichte zu hören.

Unterschiedlichste Episoden erzählen davon, wie die Apostel versuchen, das weiterzuführen, was mit Christus, dem Herrn, begonnen hat. Aber es ist nicht immer einfach - und es gelingt auch nicht immer.

Wer in den vergangenen Wochen aufmerksam die Lesungen verfolgt hat, der weiß, wie oft die Apostel mit ihrer Mission gescheitert sind. Da gab es Misserfolge, Verwechslungen und sogar Gewalt - der Anfang der noch jungen Kirche war kein einfacher. 

Durchhaltevermögen und Ausdauer der Jünger

Die Jüngerinnen und Jünger brauchten Durchhaltevermögen und Ausdauer und eine gute Portion Motivation, um dem Auftrag Jesu gerecht zu werden: "Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!" (Mk 16,15).

 © Nicolas Ottersbach (DR)
© Nicolas Ottersbach ( DR )

Christsein ist eine Zumutung, und niemand wird als Profi-Christ geboren: Auch das ist eine Botschaft, die uns das Fest Christi Himmelfahrt ans Herz legt. So, wie die Apostel einen langen Lernprozess durchlaufen müssen, bis sie das Evangelium einigermaßen souverän verkünden können, so geht es jedem und jeder Getauften. Christsein ist eine Lebensaufgabe, mit der man niemals an ein Ende kommt. Vielleicht könnte man sogar sagen: Das ganze Leben ist ein einziger Prozess der Christwerdung.

Jeden Tag neu Zeuge und Zeugin der Frohbotschaft sein

Christ werden, das heißt: jeden Tag aufs Neue mit dem, was wir sind und haben, den Menschen das Evangelium weitersagen. Jeden Tag neu Zeuge und Zeugin der Frohbotschaft mitten im Alltag sein. Das ist keine leichte Aufgabe, und das ist nichts, was man von heute auf morgen lernt. 

Aber wer am Ball bleibt, wer fleißig trainiert, der wird irgendwann spüren, dass die Bemühungen Früchte tragen. Dass andere Menschen annehmen, was wir verkünden, und dass sie von unserem Lebenszeugnis lernen.

"Dabeisein ist alles"

"Dabeisein ist alles", lautet das Motto der Olympischen Spiele. Es geht nicht darum, die Goldmedaille zu gewinnen und ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen. Viel wichtiger ist es, überhaupt dabei zu sein und diese Atmosphäre zu erleben. 

Gleiches gilt auch für den christlichen Glauben: Es ist nicht das Ziel, dass wir möglichst viele Menschen zu Christen machen. Doch wir sind berufen, das Wort Gottes auszusäen. Ob unsere Saat dann auch aufgeht, wächst und Früchte bringt, liegt in der Hand eines anderen. 

Der Auferstandene mag in den Himmel aufgefahren sein, aber er verlässt uns nicht. Er bleibt bei seiner Kirche und steht zu ihr - heute, alle Tage unseres Lebens und bis zum Ende dieser Welt.

Christi Himmelfahrt

40 Tage nach Ostern feiern die Christen das Fest Christi Himmelfahrt. Das Geschehen ist in der Bibel beschrieben, sowohl im Lukas-Evangelium als auch in der von Lukas verfassten Apostelgeschichte. Nachdem Jesus mit seinen Jüngern gesprochen hatte, so heißt es dort, "wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken".

Christi Himmelfahrt (epd)
Christi Himmelfahrt / ( epd )
Quelle:
KNA