Eine Schwarzwälder Gemeinde sammelt für den Erhalt ihres Kirchengeläuts

Bei Gottschalk geht’s um die Glocke

Fischbach ist ein kleiner Ort, die katholische Kirche St. Mauritius die einzige im Ort. Bald könnte sie verstummen: Die Glocken sind altersschwach und müssen erneuert werden. Doch das ist teuer. Die Gemeinde sammelt – und wird dabei von Thomas Gottschalk unterstützt.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Als Anfang 2011 im Kölner Dom der Klöppel des "Decken Pitters" abbrach, schreckte auch Rolf Zahel auf. Der gebürtige Kölner lebt seit mehr als 20 Jahren fern seiner alten Heimat, die meiste Zeit in Fischbach, einem 1.200-Seelen-Ort in der Gemeinde Niedereschach im Süden der Republik.



Der Taktgeber der Petersglocke war nach Jahrzehnten im Dienst altersmüde geworden. Genau wie die Glocken von St. Mauritius, der Heimatgemeinde von Rolf Zahel in Fischbach. Bereits 1999 erkannte ein Inspekteur das Problem, seit einigen Jahren steht nun fest: 2013 ist Schluss, dann muss das Geläut verstummen.



"Das ganze Dorf steht hinter der Initiative"

Für den Werbefachmann ein unvorstellbares Szenario. "Wenn die Glocken aufhören zu läuten, trifft das alle Einwohner - nicht nur die Katholiken", sagt er im Interview mit domradio.de. Deshalb versuchen er und andere Mitglieder seiner Gemeinde alles, um den Fortbestand zu sichern. "Das ganze Dorf steht hinter der Initiative."



Das Problem: Alleine Guss und Anbringen der neuen Glocken würden 38.000 Euro kosten. Das sind die Mindestkosten. Nicht eingerechnet sind ein neues Gebälk und eine elektronisch-programmierbare Anlage. Noch muss (und kann) der Küster sie manuell Tag für Tag bedienen.



Der Unterschied zum Kölner Dom: Der Gemeinde stehen nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung. Zwar steuert auch das Erzbistum Freiburg einen Teil hinzu, doch der reicht nicht. Über www.glocken-fuer-fischbach.de wird deshalb die Hilfe organisiert. Hierüber wurden in der Vergangenheit Unterstützer gewonnen, Aktionen organisiert und präsentiert.



Gottschalk live!

Aktuell verweist die Internetseite stolz auf Gottschalk live! Seitdem das Aus für das halbstündige Format im Vorabendprogramm der ARD beschlossene Sache ist, will Thomas Gottschalk mit der Aktion "66 Träume" seiner Zuschauer erfüllen. Jeder kann sich und sein Anliegen einreichen, per Internetvoting wird dann abgestimmt, wer teilnehmen darf.



Und die Initiative aus der kleinen Schwarzwälder Ortschaft darf es nun: Am Montagabend (21.05.2012) traten Gemeindepfarrer Peter Konetschny und die gebürtige Fischbacherin Patricia Lindinger in der Show auf. Im Internet folgt nun eine zweite Abstimmung, insgesamt 200.000 Euro sollen unter den Projekten zur Verfügung gestellt werden.



Natürlich hofft auch Rolf Zahel auf einen Gewinn, freut sich aber schon jetzt. Hunderttausende Zuschauer schalten Abend für Abend ein, so viel Werbung für die Sache seiner Kirche sei schon jetzt ein riesiger Erfolg.