"Un Souvenir de la Malmaison"

Eine Rose für die Ewigkeit

Vor allem zu Beginn des Herbstes blüht sie noch einmal auf: die "Souvenir de la Malmaison". Sie trägt den Titel "Weltrose" und ihr Name erinnert an eine kleine Episode der Weltgeschichte im Garten einer Kaiserin.

 (DR)

"Nun laß den Sommer gehen,
Laß Sturm und Winde wehen.
Bleibt diese Rose mein,
Wie könnt ich traurig sein?"
(Eichendorff)

Was zuletzt im Herbst von den Blumen bleibt, das sind oft die Blüten der Rosen, die tapfer in den Herbst hinein blühen und kein Ende kennen. Was von der großen Weltgeschichte bleibt, das sind oft die kleinen Episoden, die kleinen Blüten des Lebens. Und so wollen wir hier heute im Landfunk passend zur Stimmung der Jahreszeit von einer kleinen melancholischen Episode am Rande der Weltgeschichte erzählen, von einer kurzen Begegnung, aus der heraus eine Blume für die Ewigkeit wuchs. Heldin dieser kleinen Geschichte ist Joséphine, die Frau von Napoleon Bonaparte.

Das Souvenir aus dem Garten der Kaiserin

Sie, Joséphine, liebte Rosen, er, Napoleon, liebte Veilchen. Eigentlich klar, dass das nicht gut gehen konnte. Doch die Ehe hielt immerhin 13 Jahre lang, dann reichte Napoleon die Scheidung ein, eine andere Frau sollte ihm endlich den ersehnten Erben schenken. Joséphine zog sich nach der Trennung von Napoleon ganz auf ihren Landsitz Malmaison zurück, dort empfing sie im April 1814 den russischen Zar Alexander den Ersten. Beim Abschied soll sie ihm dann, so will es die Legende, eine Rose aus ihrem Garten überreicht haben mit den Worten: "Un souvenir de la malmaison."

An diesen ganz kurzen Moment der Weltgeschichte erinnert heute eine Rose, nicht irgendeine, sondern eine, die der Weltverband der Rosenzüchter in die Old Rose Hall of Fame gewählt hat, sie heißt "Souvenir de la Malmaison" – benannt nach dem Landsitz von Josephine.

Eine von zehn Weltrosen

In diesen wirklich exklusiven Club der alten Rosen wurden bislang nur zehn Rosen gewählt, die von großer historischer oder züchterischer Bedeutung sind und bei Rosenfreunden über Jahrzehnte und Jahrhunderte beliebt waren. Weltrosen werden sie genannt. Die "Souvenir de la Malmaison" wurde allerdings erst 1843, also 19 Jahre nach der Begegnung von Joséphine und Zar Alexander gezüchtet, Joséphine beziehungsweise Zar Alexander haben sie nie in der Hand gehabt. Aber die Rose scheint sich ihrer besonderen Ehre bewusst zu sein. Üppig gefüllt blüht sie in zartestem Rosa.

Die "Souvenir de la Malmaison" blüht unermüdlich den ganzen Sommer, aber ihr Blütenschwerpunkt liegt im September zu Beginn des Herbstes, bei günstigem Wetter können Rosenfreunde bis Ende Oktober mit Blüten rechnen. Bei günstigem Wetter, wohlgemerkt. Ähnlich wie die französischen Kaiserin Joséphine sehr harmoniebedürftig war und lautstarke Auseinandersetzungen überhaupt nicht mochte, reagiert "Souvenir de la Malmaison" auf Regen mit dem Braunwerden ihrer Blütenblätter.

Ansprechend aber anfällig

Vielleicht liegt das ja an ihrer Schönwetter-Herkunft. Die "Souvenir de la Malmaison" entstammt aus der Kreuzung mit einer Rose, die wiederum ihre Heimat auf der Insel Réunion bei Madagaskar hat, wo die Siedler ganze Hecken aus Rosen anpflanzten, und in einer solchen Hecke wurde sie entdeckt. Réunion hieß über Jahrhunderte "Ile de Bourbon", Insel der Bourbonen. So wurde dieser eine Elternteil der "Souvenir de la Malmaison" Bourbon-Rose genannt.

Die "Souvenir de la Malmaison" ist also eine Bourbon-Rose. Typisch für diese Rosenklasse sind die großen, kugelförmigen gefüllten Blüten bei klassischem Wuchsstil. Sie blühen in mehreren Schüben und werden bis 1,50 Meter hoch. Sie sind optisch sehr ansprechend, gelten aber als krankheitsanfällig. Das heißt für den Gärtner, dass er besonders viel Sorgfalt auf die Wahl des Standorts seiner zukünftigen Königin verwenden sollte, sonnig und luftig sollte er sein.

"So wie die Rosen blühn, so blühe stets dein Glück"

Zugige Ecken sind allerdings auch nicht angesagt. Diven haben nun mal so ihre Ansprüche. Und vielleicht ist es gerade diese gewisse Zickigkeit, diese Spannung von fordernder Kraft und fragiler Zartheit, die buchstäblich seit Jahrtausenden die Menschen in den Bann der Rose zieht. Auch die Poesie ist voll mit Versen über die Rose. Hier zum Schluss ein Vers fürs eigene Poesiealbum. Josephine wird das so nicht zu Alexander gesagt haben – aber vielleicht hat sie es gemeint:

"So wie die Rosen blühn,
so blühe stets dein Glück.
Und wenn du Rosen siehst,
so denk an mich zurück."

(Autorin: Claudia Vogelsang)