Eine der größten Kirchen der Welt steht in der Elfenbeinküste

Afrikas unglaublichstes Gotteshaus

Die Basilika von Yamoussoukro ist eine Kirche der Superlative. Mit 158 Metern will sie höher als der Petersdom sein. Der verschwenderische Bau steht in der Elfenbeinküste - einem Land, in dem mehr als 40 Prozent der Einwohner unterhalb der Armutsgrenze leben und in dem sich nicht einmal jeder fünfte Einwohner zum Katholizismus bekennt.

Autor/in:
Katrin Gänsler
Höher, größer, weiter: Die Basilika von Yamoussoukro (KNA)
Höher, größer, weiter: Die Basilika von Yamoussoukro / ( KNA )

Über insgesamt 7.400 Quadratmeter Buntglasfenster verfügt die Basilika, und auf dem riesigen Gelände sollen 400.000 Bäume, Hecken, Sträucher und Blumen gepflanzt worden sein.



Geschenk in Rekordzeit

Felix Houphouet-Boigny (1905-1993) hat in der Basilika Notre-Dame-De-La-Paix einen Ehrenplatz. Gleich in der ersten Reihe mit direktem Blick auf den Altar erinnert eine schlichte Plakette an den Kirchenstifter und ersten Staatspräsidenten der Elfenbeinküste.



Die riesige Kirche - sie ist sein persönliches Geschenk, das er dem Vatikan machen wollte. Ein Geschenk in Rekordzeit. Nur gut drei Jahre dauerte es, bis der Bau im September 1989 fertiggestellt war. Ein weiteres Jahr musste der Präsident warten, bis die Basilika schließlich von Papst Johannes Paul II. geweiht wurde.



1990: Besuch von Johannes Paul II.

Als der Papst die Kirche in Yamoussoukro, der Hauptstadt des westafrikanischen Landes, besuchte, müsste er sich heimisch gefühlt haben. Schließlich ist der Bau des libanesischen Architekten Pierre Fakhoury stark an den Petersdom angelehnt. Allerdings gibt es einen grundlegenden Unterschied: In den Petersdom strömen täglich Abertausende Gläubige und Touristen. Die Basilika, die 7.000 Sitz- und 11.000 Stehplätze hat, soll nur einmal voll gewesen sein - am Tag der Einweihung.



Ansonsten bleibt sie leer, sogar an einem langen Wochenende, das viele Ivorer für einen Kurzurlaub nutzen. Schließlich ist Notre-Dame nicht die Kathedrale, also nicht die Bischofskirche, der Hauptstadt. "Schwer zu sagen, wie viele Besucher wir täglich haben", sagt Angelique, die zu den wenigen Mitarbeitern gehört, die ab und zu Führungen durch den Kirchenbau übernehmen. "Ich schätze, so 50 bis 70."



Angelique erklärt die Besonderheiten der Kirche, zeigt die kleinen Marienstatuen aus Holz und Marmor und führt die Gäste in einen Raum unterhalb des Altars. Von hier aus werden die Einstellungen der Klimaanlage geregelt. Mit einem riesigen Mischpult hat gerade einer ihrer Kollegen für den richtigen Sound während des Mittagsgottesdienstes gesorgt. Die Musik kommt aus der Konserve. Fröhliche und stimmgewaltige Gesänge, die sonst so typisch für afrikanische Gottesdienste sind, hat es nicht gegeben.



Höher, größer, weiter: Die Basilika von Yamoussoukro soll beeindrucken

Angelique brennt darauf, den Besuchern die riesige Kuppel zu zeigen, die mit zwei Aufzügen erreicht werden kann. Das Prunkstück der Kirche erinnert an die Zwölf Apostel. Am Eingang der Kuppel befindet sich ein kleiner Ausstellungsraum mit Fotos, die die Bauphase dokumentieren. Angelique deutet auf eine Zeichnung, die für sie der Beleg ist: "Unsere Basilika ist höher als der Petersdom" - zumindest durch das Kreuz auf der Kuppel. Höher, größer, weiter: Die Basilika von Yamoussoukro soll beeindrucken und Ehrfurcht erwecken.



Als sie Präsident Houphouet-Boigny, der 33 Jahre lang als einer der ewigen Herrscher Afrikas an der Macht war, erbauen ließ, hatte sie womöglich noch eine andere Funktion. Sie war ein Fingerzeig an den Westen: Was Europa kann, können wir auch. Freilich wirkt sie nur bizarr und fühlt sich fremd an. Ebenso wie die Tatsache, dass in der Basilika weder geheiratet noch bestattet werden kann. "Aber Taufen sind bei uns möglich", beeilt sich Angelique zu sagen.



Finanziert wurde der schätzungsweise 300 Millionen US-Dollar teuerer Bau vor allem durch Steuergelder eines armen Landes. Nach der Fertigstellung erhielt der Präsident deshalb auch die Auflage, gleich nebenan ein Krankenhaus zu errichten. In Yamoussoukro, das nach dem Tod Houphouet-Boignys durch Bürgerkriege und Flüchtlingsströme gebeutelt wurde, wird die Frage nach der Klinik auch 20 Jahre später noch mit einem Schulterzucken beantwortet.