Neues christlich-jüdisches Kunstwerk am Kölner Dom geplant

"Eine Ansage unserer Zeit"

Am Kölner Dom soll ein neues Kunstwerk zum heutigen Verhältnis von Juden und Christen entstehen. Der Kölner Rabbiner Brukner wünscht sich hingegen, dass alle antijüdischen Darstellungen abmontiert und weggestellt werden.  

Judensau am Chorgestühl des Kölner Doms / © Benedikt Plesker (KNA)
Judensau am Chorgestühl des Kölner Doms / © Benedikt Plesker ( KNA )

Das berichtete der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser in einem Redaktionsgespräch mit dem Kölner Rabbiner Yechiel Brukner, wie die "Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln" am Mittwoch mitteilte. Das Kunstwerk solle ein Beitrag zum Gedenkjahr "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" sein, das im kommenden Jahr bundesweit begangen wird.

"Wir sind nicht stehen geblieben, wir sind miteinander weitergegangen und aufeinander zugegangen", sagte Steinhäuser, der im Erzbistum für Ökumene und interreligiösen Dialog zuständig ist, zum Verhältnis von Christen und Juden. Eine interreligiös besetzte Projektgruppe, unter anderem mit Vertretern des Domkapitels und der Synagogengemeinde, plane derzeit die Ausschreibung für ein zeitgenössisches Kunstwerk - ohne bestimmte Vorgaben. Es solle "eine Ansage unserer Zeit" werden, "ein großer Wurf", so Steinhäuser. Der Anspruch sei hoch, schließlich habe dieses Projekt Vorzeigecharakter: "Der Dom ist die wichtigste Kirche in Deutschland, auf die alle schauen."

Darüber hinaus möchte das Erzbistum durch die Auseinandersetzung mit antijüdischen Artefakten im und am Dom einen besonderen Beitrag zum Gedenkjahr leisten. Dies seien "Werke, die uns aus heutiger Sicht mindestens peinlich sein müssen und die wir außerordentlich bedauern", so Steinhäuser. Als Beispiel nannte er die Darstellung einer sogenannten Judensau im mittelalterlichen Chorgestühl. Seit mehreren Jahren gebe es einen christlich-jüdischen Arbeitskreis, der sich mit dieser Thematik beschäftige.

Rabbiner fordert: "Schluss mit den antijüdischen Darstellungen"

Rabbiner Brukner forderte ein radikaleres Vorgehen. "Großartig wäre, wenn man beschließen würde, ganz mutig und revolutionär: Schluss mit den antijüdischen Darstellungen im Dom!" Man solle sie abmontieren, in ein Kämmerchen stellen und sagen, dass dies der Vergangenheit angehöre.

Anlass für das Gedenkjahr 2021 ist eine Erwähnung der Kölner jüdischen Gemeinde in einem Edikt des römischen Kaisers Konstantin von 321. Dies gilt als ältester Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen. Die älteste Abschrift des Dekrets befindet sich in den vatikanischen Archiven. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hatte im Februar bei einem Besuch der Kölner Synagogengemeinde zugesagt, das Dokument zum Jubiläum in die Domstadt holen zu wollen.


Yechiel Brukner, Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Köln / © Julia Steinbrecht (KNA)
Yechiel Brukner, Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Köln / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Weihbischof Steinhäuser (DR)
Weihbischof Steinhäuser / ( DR )
Quelle:
KNA