Eindringliche Friedensappelle in der Musik

"Verleih uns Frieden gnädiglich!"

Seit dem Überfall auf die Ukraine gibt es Friedensgebete und Benefiz-Konzerte für die Opfer der Gewalt. Krieg war für Komponisten über Jahrhunderte eine reale Größe – entsprechend eindringlich vertonten sie die Bitte um Frieden.

Autor/in:
Mathias Peter
Ein Feuerwehrmann geht in Kiew zwischen den Trümmer eines Flugzeugs, das zwischen Häusern abgestürzt ist, entlang / © Oleksandr Ratushniak (dpa)
Ein Feuerwehrmann geht in Kiew zwischen den Trümmer eines Flugzeugs, das zwischen Häusern abgestürzt ist, entlang / © Oleksandr Ratushniak ( dpa )

Ob Heinrich Schütz im Dreißigjährigen Krieg oder Johann Caspar Kerll, der die fatale osmanische Belagerung in Wien 1683 überlebte oder Rudolf Mauersberger, der die Zerstörung Dresdens im 20. Jahrhundert miterleben musste: in ihren Werken haben die Komponisten die Sehnsucht nach Frieden und die erlittenen Schrecken des Krieges eindrucksvoll ausgedrückt.

Bittere Kriegserfahrung in Musik gesetzt

Schütz‘ Chormotette "Verleih uns Frieden" stellt ein eindringliche Bitte nach Frieden dar – musikalisch völlig anders aber nicht minder eindrucksvoll ist die Motette von Rudolf Mauersberger "Wie liegt die Stadt so wüste". Der Leiter des Dresdener Kreuzchores erlebte im Februar 1945 die Zerstörung der Stadt durch britische Bomber. Für den Karfreitagsgottesdienst des gleichen Jahres schuf Mauersbergr ein geradezu beklemmendes Werk, das die Schrecken des Krieges erschütternd in Musk fasst.

Kriegserfahrung sammelte im 17. Jahrhundert auch Johann Caspar Kerll als Organist am Wiener Stephansdom. Messe in Tränen  - Trost für die Belagerung Wiens, so heißt eine Messvertonung von ihm. Die "Missa in fletu" entstand in der Zeit nach der Belagerung Wiens – der Fall der Stadt konnte Ende des 17. Jahrhunderts nur unter größten Opfern verhindert werden. Die sogenannte zweite Türkenbelagerung 1683 von Wien zog sich über Monate hin und forderte tausende Tote auf beiden Seiten und vor allem bei der Zivilbevölkerung.

Frieden als zerbrechliches Gut

Hunger, Krankheiten und die ständige Angst vor der Eroberung setzten den Menschen in der Stadt schwer zu. Und das hört man der Mess-Komposition von Kerrl auch deutlich an – nirgends gibt es triumphale Töne, die an den Sieg erinnern. Eher scheinen die Opfer, die Verluste im Vordergrund zu stehen.

Selbst das Gloria – sonst oft genug von Komponisten musikalisch prunkvoll ausgestattet – spart mit feierlichen Tönen. Vor allem die Passage „Et in terra pax“ – und Frieden auf Erden ist so zurückhaltend komponiert, das die Zerbrechlichkeit des kostbaren Friedens offenkundig wird.

In der Sendung Musica am Sonntagabend erklingt ab 20 Uhr Musik zum Thema Frieden, u. a. von Johann Sebastian Bach, Matthias Weckmann und Joseph Haydn.

Quelle:
DR