Morgenimpuls von Schwester Katharina

Einander zuhören und Argumente austauschen!

Erst kürzlich hatte Schwester Katharina eine belebende Begegnung mit Schülern eines Berufskollegs. Was mit einer neugierigen Frage begann, wurde zu einem aufschlussreichen Gespräch über Gott und die Welt.

Zwei Männer unterhalten sich über eine Gartenhecke hinweg. / © Altrendo Images (shutterstock)
Zwei Männer unterhalten sich über eine Gartenhecke hinweg. / © Altrendo Images ( shutterstock )

Der letzte Donnerstag war ein strahlend schöner Tag, was man sich nach gefühlt einer vollen Regenwoche gar nicht mehr vorstellen kann. Am Abend nach der Vesper bin ich also mit meiner Mitschwester in unser Gärtchen auf der Mauer gegangen, um ein ganzes Stück umzuhacken, Unkraut zu jäten und Mittsommerblumen einzusäen.

Direkt neben unserem Garten ist der Engelsturm. Einer von noch zwei Wehrtürmen der Stadtmauer, die noch da sind. Dieses Areal um den Turm ist sehr beliebt bei Jugendlichen, die sich da treffen und sich unbeobachtet fühlen. Da stand also schon eine ganze Truppe Jungs, die natürlich nicht so toll fanden, dass wir da jetzt arbeiten wollten. So sind sie zwei, drei oder auch vier Runden ums Karree gelaufen, immer in der Hoffnung, dass wir dann weg sind. Aber wir waren immer noch da. Und auf einmal, was noch nie passiert ist, kommen sie an den Zaun zu uns beiden und einer, ich denke mal der Anführer der Truppe, hat gefragt, ob sie mal was fragen dürften. Natürlich durften sie.

Die Einstiegsfrage ging darum, was wir vom Kopftuchverbot hielten. Wahrscheinlich weil wir ja auch quasi Kopftücher tragen. Und nach dem ersten Geplänkel, um zu testen, wie wir so ticken, ging es dann ehrlich gesagt um alles. Um Gott und die Welt. Um die Türkei und um Deutschland. Um den Konflikt in Israel und den in Palästinensergebieten. Um Hoheitsrechte eines Staates, um freie Religionsausübung und so weiter und so fort. Ich fand es ein tolles Gespräch und nebenbei, mal ich, mal meine Mitschwester, haben wir weiter gehackt, gejätet, geharkt und dann auch die Samen ausgestreut.

Nach mehr als einer Stunde intensiven Gesprächs haben sich die Jungs verabschiedet. Sie sind Schüler des Berufskollegs, hab ich erfahren und machen Wirtschaftsabitur. Also schon kluge junge Leute. Man spürte schon sehr deutlich, wes Geistes Kinder sie waren und die Indoktrinierung aus dem Heimatland der Eltern war ziemlich stark.

Aber am Ende haben wir alle, die Truppe junger Männer und wir beiden Schwestern sehr gespürt, wie toll es ist, einander zuzuhören, Argumente auszutauschen, die jeweils andere Seite anzuschauen und anzuhören und auch die eigenen, so festgelegten Dinge mal abzuklopfen. Es war sehr belebend und sehr wohltuend. Und kurz bevor sie dann die Treppe nach unten gegangen sind, meinte quasi ihr Sprecher: "Wow! Sie haben nebenbei richtig was geschafft." Ich hab mich gefreut und ich hoffe ein bisschen, dass er nicht nur das frisch eingesäte Blumenbeet gemeint hat.


Quelle:
DR