Schändung islamischer Gräber wird scharf verurteilt

"Ein wichtiges Element menschlicher Kultur"

Grabsteine umgeworfen, Dekoration zerschmettert - nicht nur die betroffenen muslimischen Familien in Iserlohn sind erschüttert. Auch Politiker auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene äußern sich entsetzt über die Grabschändungen.

Unbekannte verwüsten muslimische Gräber / © Alex Talash (dpa)
Unbekannte verwüsten muslimische Gräber / © Alex Talash ( dpa )

Politiker und Islamvertreter haben die Schändung eines muslimischen Gräberfeldes in Iserlohn scharf verurteilt. Die Ehrung der Toten gehöre "in jedem Land, in jeder Religion" zu den wichtigsten Elementen menschlicher Kultur, umso abscheulicher sei die Tat, erklärte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Montag auf Twitter. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, nannte den Vorfall einen "Angriff auf die Werte unserer Verfassung und auf uns alle".

In der Silvesternacht hatten Unbekannte auf dem muslimischen Teil des Hauptfriedhofs von Iserlohn nach Polizeiangaben 30 Grabsteine umgeworfen und Dekorationselemente sowie Pflanzen beschädigt. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärte auf Twitter, der Staatsschutz ermittele mit Hochdruck, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Alle Betroffenen seien Bürger Iserlohns gewesen

Der Iserlohner Bundestagsabgeordnete Paul Ziemiak (CDU) erinnerte an eine Störung der Totenruhe auf demselben Gräberfeld vor einem Jahr. Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte er: "Daher wäre es falsch, einen islamfeindlichen Hintergrund auszuschließen." Ziemiak, der auch Generalsekretär der CDU ist, begrüßte, dass die Iserlohner "über Konfessions- und Parteigrenzen hinweg" am Sonntag mit einer Gedenkveranstaltung ein Zeichen der Solidarität mit den Muslimen gesetzt hätten. Die Verstorbenen, deren Gräber geschändet wurden, seien alle Bürgerinnen und Bürger Iserlohns, sagte er: "Daher war es ein Angriff auf uns alle".

Ministerpräsident Wüst beklagte, die Menschenfeindlichkeit der Täter mache selbst vor der Totenruhe keinen Halt. Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime und Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) sprachen von "antimuslimischem Rassismus". Beide bekundeten den Angehörigen der Bestatteten ihre Anteilnahme. Die offene Gesellschaft sei unverhandelbar, fügte Stamp hinzu.

Wahrscheinlich keine zufällige Aktion

Auch der stellvertretende Iserlohner Bürgermeister Thorsten Schick (CDU) schloss einen islamfeindlichen Hintergrund der Tat nicht aus. Man könne nicht davon ausgehen, dass es sich um eine "zufällige Aktion" handele, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das muslimische Gräberfeld liege in der Mitte des weitläufigen Hauptfriedhofes, den Weg dorthin sei jemand bewusst gegangen. Auch die Art der Zerstörungen zeige, dass mit entsprechender Härte und Gewalt vorgegangen worden sei.

Die Störung der Totenruhe auf demselben Gräberfeld vor einem Jahr sei damals von den betroffenen Familien nicht zur Anzeige gebracht worden, sagte Schick. Gemeinsam mit dem "Runden Tisch der Religionen" in Iserlohn wolle die Stadt beraten, wie die verstorbenen Menschen auf dem Friedhof und ihre Angehörigen künftig besser geschützt werden können.


Hendrik Wüst / © Malte Krudewig (dpa)
Hendrik Wüst / © Malte Krudewig ( dpa )

Aiman Mazyek / © Markus Nowak (KNA)
Aiman Mazyek / © Markus Nowak ( KNA )

Paul Ziemiak auf dem Deutschlandtag der Jungen Union / © Guido Kirchner (dpa)
Paul Ziemiak auf dem Deutschlandtag der Jungen Union / © Guido Kirchner ( dpa )
Quelle:
epd