Ein Resumee der Afrika-Reise von Angela Merkel

"Afrika gehört auf ihre Agenda"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat während ihrer fünftägigen Afrika-Reise Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und die Achtung der Menschenrechte angemahnt. Es war keine große Reise, die nachhaltig wirken wird. Denneoch war sie sinnvoll, sagt Afrikaexperte Prof. Rainer Tetzlaff im domradio-Interview.

 (DR)

Merkel mahnt in Äthiopien Rechtsstaatlichkeit an  
Europa habe großes Interesse an der Entwicklung des Nachbarkontinents, betonte Merkel zu Beginn ihrer Reise in Äthiopien laut Bundespresseamt. Zugleich unterstrich sie mit Blick auf das wachsende Engagement anderer internationaler Akteure in Afrika, Europa müsse mehr tun. Insbesondere China und die Vereinigten Staaten investieren zunehmend auf dem Kontinent.

Die Kanzlerin machte in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba Station, wo auch die Afrikanische Union ihren Sitz hat. "Wir haben ein sehr großes Interesse an einem offenen politischen System in Äthiopien", so Merkel nach einem Gespräch mit Premierminister Meles Zenawi. Sie sicherte Unterstützung bei der wirtschaftlichen Entwicklung und bei der Bekämpfung von Krankheiten zu.

Merkel besucht Straßenkinder-Projekt
Für eine erfolgreiche Entwicklung des Landes müssten allerdings die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Demokratie, ungehinderte Arbeitsmöglichkeiten für die Opposition, die Achtung der Menschenrechte und Einschreiten gegen Korruption seien wichtige Voraussetzungen für Entwicklung und Wachstum, sagte Merkel. Zenawi wird von Menschenrechtsgruppen ein autoritärer Regierungsstil und brutales Vorgehen gegen Regierungskritiker vorgeworfen.

Nach den politischen Gesprächen besuchte Merkel ein Straßenkinder-Projekt der Kindernothilfe. Später wollte sie nach Südafrika weiterreisen. Dritte und letzte Station ihrer Afrika-Reise ist Liberia. Die "Aktion Deutschland Hilft" forderte die Kanzlerin auf, die Nothilfe stärker zu unterstützen. Die Politik dürfe die Überschwemmungsgebiete entlang der Sahel-Zone nicht aus den Augen verlieren. Terre des hommes appellierte an Merkel, in Südafrika die "katastrophale Lage" im Nachbarland Simbabwe anzusprechen.

"Afrika muss seine Zukunft selbst in die Hand nehmen"
Kurz vor der Reise hatte die Kanzlerin von den afrikanischen Regierungen einen stärkeren Kampf gegen die Korruption gefordert. Der Wochenzeitung "Die Zeit" sagte sie: "Wir müssen deutlich machen, dass Afrika seine Zukunft selbst in die Hand nehmen muss." So müsse die Korruption bekämpft, die Regierungsführung besser und die Gelder effektiv eingesetzt werden.

In den drei Ländern will Merkel auch eine Reihe von Hilfsprojekten besuchen. Begleitet wird sie von Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sowie einer Bundestags- und einer Wirtschaftsdelegation.

Am Montag Rückkehr nach Deutschland
Am Donnerstag kam Merkel in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba unter anderem zu Gesprächen mit dem Präsidenten und dem Premierminister des Landes, Girma Woldegiorgis und Meles Zenawi, zusammen. Ferner stattete sie der Kommission der Afrikanischen Union (AU) in Addis Abeba einen Besuch ab. Auch der AU-Präsident, Ghanas Staatsoberhaupt John Kufuor, ist in Addis Abeba zu einer Unterredung mit Merkel zusammengekommen.

Südafrika
Am zweiten Tag folgete dann ein Besuch in Südafrika. Dort stand unter anderem ein Gespräch mit dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki auf dem Programm. Außerdem traf die Kanzlerin den katholischen Auslandsseelsorger Stefan Hippler. Beeindruckt zeigte sich die Kanzlerin von einer Begegnung mit Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.

Liberia
Mit einem kurzen Aufenthalt in Liberia beendete Bundeskanzlerin Merkel am Sonntag ihre erste größere Afrika-Reise. Sechs Stunden besucht Merkel das bis vor wenigen Jahren von Bürgerkrieg heimgesuchte Land. Sie will damit vor allem ein Zeichen der Solidarität mit der Präsidentin des Landes, Ellen Johnson-Sirleaf, setzen. Angela Merkel forderte für Liberia einen Schuldenerlass und sprach dem Land Hilfe zu.
Ein Schuldenerlass sei nicht das, was Afrika am dringensten bräuchte, kritisiert der Afrikaexperte Prof. Rainer Tetzlaff im domradio-Interview. Was dem Kontinent fehlte, seien Arbeitsplätze und Absatzmärkte für ihre Projekte.