Ein Porträt von Papst Johannes Paul II.

Superstar und Friedensstifter

Er steigerte das Ansehen der Kirche in der Welt und brachte einen neuen Stil in den Vatikan ein. Nun soll er heiliggesprochen werden: Der polnische Papst Johannes Paul II.

 (DR)

Nur der wundertätige Antonius von Padua und Franz von Assisi im Mittelalter kamen rascher zur höchsten Ehre der Altäre: Antonius wurde 1232, nur ein Jahr nach seinem Tod zum Heiligen proklamiert, der Ordensgründer Franziskus nach zweien. In der neueren Kirchengeschichte erreichte den Stand des Heiligen niemand rascher als Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Gerade neun Jahre nach seinem Tod und drei Jahre nach der Seligsprechung steht für den Pontifex aus Polen nun die Heiligsprechung an. Für Montag hat Papst Franziskus ein Konsistorium einberufen, das in feierlichem Rahmen offiziell über die höchste Kirchenehrung befinden soll.

Als Termin dafür ist der 27. April im Gespräch. Dann soll neben dem ersten nicht-italienischen Papst nach 455 Jahren auch sein Vorgänger, der Konzilspapst Johannes XXIII. (1958-1963), heiliggesprochen werden.   Schnelles, aber gründliches Verfahren   Eigentlich wollten viele den polnischen Papst schon bei der Totenmesse "santo subito" (heilig sofort) sehen. Aber sein Nachfolger Benedikt XVI. (2005-2013) legte Wert auf ein gründliches Verfahren, das dem Urteil der Nachwelt standhält. Immerhin verkürzte er die Wartefrist zur Eröffnung des Verfahrens von fünf Jahren auf zwei Monate - und brachte den Prozess damit auf die "Überholspur". Die Kirche von Krakau, aber auch das Bistum Rom machten sonst Unmögliches möglich, um das Verfahren rasch und gründlich durchzuziehen.   Medien-Superstar und begnadeter Kommunikator   Johannes Paul II. hat die Kirche nicht nur durch sein langes Pontifikat, sondern auch durch einen neuen Stil und durch eine Vielzahl großer Initiativen geprägt. Für die Medien war er lange der Superstar, ein begnadeter Kommunikator, der es verstand, mit Menschenmassen umzugehen. Er steigerte das Ansehen der Kirche in der Welt. Politiker aller Couleur achteten ihn als Mittler und Mahner für Frieden und Gerechtigkeit, dessen Dienst und Rat auch während seiner langen Krankheit gefragt war. Dass er maßgeblich zum Zusammenbruch des Kommunismus in Europa und dem Ende des Ostblocks beitrug, bescheinigen ihm auch ideologische Gegner.   Als erster Papst Synagoge und Moschee besucht   Johannes Paul II. forcierte die Einheit der Christen und die Zusammenarbeit der Religionen. Er lud auch gegen interne Widerstände zum interreligiösen Friedenstreffen nach Assisi ein. Als erster Papst besuchte der am 18. Mai 1920 als Karol Wojtyla in Wadowice bei Krakau geborene Kirchenmann eine Synagoge und eine Moschee. Er fuhr auch als Papst Ski. Bei 104 Auslandsreisen legte er 1,2 Millionen Kilometer zurück.   Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit   Die besonderen Stärken des Wojtyla-Pontifikates lagen im politischen Bereich, im Einsatz für Frieden, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Freiheit. Mit Forderungen nach einer Marktwirtschaft, die sozial, und nach einer Globalisierung, die solidarisch sein müsse, entwickelte er die kirchliche Soziallehre weiter. Bei seinen Reisen redete er Politikern ins Gewissen - von Chiles Diktator Augusto Pinochet bis zu Nicaraguas Sandinisten-Chef Daniel Ortega. Wie sehr er die Kreise der Ostblock-Potentaten störte, zeigte das Attentat vom 13. Mai 1981. Bis heute deutet vieles auf einen Mordbefehl aus dem Osten hin.   Er wollte die Öffnung zur Welt   Auch innerkirchlich setzte Johannes Paul II. Maßstäbe, auch wenn er kein Ausnahmetheologe war wie Benedikt XVI. Er verfasste 14 Enzykliken, unzählige Apostolische Schreiben und Botschaften. Er wollte die Öffnung der Kirche zur Welt, den Dialog mit der Gesellschaft und die zentrale Rolle der menschlichen Person stärken. Er empfing 890 Staats- und Regierungschefs, berief 15 Bischofssynoden ein und proklamierte 1.800 Heilige und Selige. Höhepunkt seines Pontifikates war das Heilige Jahr 2000 mit rund 30 Millionen Rom-Pilgern - und mit einem "Mea culpa" für Vergehen von Christen in der Geschichte.   Schmerzlicher Bruch mit Traditionalisten   Jedoch blieb auch dem dynamischen Polen Kritik nicht erspart, vor allem aus Westeuropa und den USA. Säkularisierung und Glaubensschwund erreichten sehr bald auch die "befreiten" Kirchen des früheren Ostblocks. Besonders schmerzte ihn auch der Bruch mit den Traditionalisten um Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991). Im Nachhinein lastet man ihm allzu große Nachsicht etwa gegenüber dem Legionäre-Christi-Gründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) an. Und gefragt wird, ob Johannes Paul II. der Kurie mitunter nicht zu viel freie Hand ließ. Geblieben ist das Bild von einer herausragenden, vorbildlichen Kirchengestalt. Dafür soll der "Superstar" und "Friedenstifter" nun zum Heiligen werden.


Papst Johannes Paul II. (epd)
Papst Johannes Paul II. / ( epd )
Quelle:
KNA