Ein musikalischer Start ins neue Jahr

Party oder Melancholie?

Bläschen perlen in Sektflöten, ein China-Böller explodiert scheppernd, Kirchenglocken läuten mit gleichmäßigen Schlägen das neue Jahr ein. Und: Vielerorts begleitet Musik den Jahreswechsel, ob live oder aus Lautsprechern.

Autor/in:
Nicola Trenz
Symbolbild Silvester / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Silvester / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Im deutschen Fernsehprogramm dominieren Musiksendung den Silvesterabend. Das Erste setzt auf Schlager, Tanz und Italo-Pop, die ZDF-Show vor dem Brandenburger Tor kommt mit ähnlichem Musik-Mix daher, Stepptanzgruppe noch on Top. Bei RTL widmet sich Oliver Geissen den "erfolgreichsten Silvester-Party-Hits", Arte sendet klassisch die Operette "Die Fledermaus". 

Auch die dritten Programme bieten wahlweise "Die größten Schlager aller Zeiten", "Die Silvesterhitparade", "100 Silvester-Kracher" oder "Silvesterhits und Spaß". 3sat liefert seit nun 22 Jahren bis ins neue Jahr hinein "Pop around the Clock". Konzertmitschnitte etwa von den Rolling Stones, Madonna und Rita Ora werden ausgestrahlt.

Musik und Tanz in Österreich 

In Österreich spielt Musik zum Jahreswechsel eine noch größere Rolle. Während in Wien um Mitternacht die größte Glocke des Landes im Stephansdom schlägt, die sogenannte Pummerin, nehmen die Österreicherinnen und Österreicher Tanzhaltung ein. Ob auf der Straße, zu Hause oder im Club: Zum Donauwalzer von Johann Strauss wird ins neue Jahr geschwoft. 

 Stephansdom in Wien
 / © Annika Schmitz (KNA)
Stephansdom in Wien / © Annika Schmitz ( KNA )

Fernsehen und Radio, auch Jugendwellen, senden das Orchesterstück. Für unerfahrene Tänzer bieten Tanzschulen in Wien nachmittags Blitz-Kurse in der Fußgängerzone. Auch das neue Jahr startet in Österreich mit klassischen Tönen: Aus dem Musikvereinssaal des Konzerthauses wird das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker in dutzende Länder übertragen.

Zeit des persönlichen Bilanzierens

Locker und fröhlich soll also der Start ins neue Jahr sein. Klänge und Songtexte dürfen aber auch mal leise sein und Raum für Melancholie geben. Der Jahreswechsel als Zeit des persönlichen Bilanzierens, der Rückschau, der Voraussicht. Bei den wenigsten löst das ausschließlich Freude und Spaß aus. 

Ein Tipp kommt von Oasis: "Don't Look Back in Anger". Nicht wütend zurückschauen, ändern kann man ja eh nichts mehr. Für Pathos zum persönlichen Jahresabschluss empfiehlt sich auch "Time to Say Goodbye".

Zeit vergeht

Auch wenn der Jahreswechsel kein kirchlicher Feiertag ist, bieten Silvestergottesdienste und Andachten Raum für Dank und Bitte. Kirchenlieder wie etwa "Von guten Mächten wunderbar geborgen" des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer thematisieren, dass die Zeit vergeht.

Weltweit besinnen sich Menschen um 0.00 Uhr der guten, alten Zeit, wenn sie sich an die Hand nehmen und das schottische Volkslied "Auld lang syne" singen. Es gilt als eines der bekanntesten Lieder weltweit und ist insbesondere in der englischsprachigen Welt Pflichtprogramm zum Jahresübergang. 

Gemeinsame Erinnerungen

Freunde, die lange getrennt waren, erheben in dem Stück gemeinsam das Glas und lassen vergangene Momente Revue passieren. "Should auld acquaintance be forgot?", fragt das Lied, "Sollte alte Vertrautheit vergessen werden?". Nein, ist selbstverständlich die Antwort. Das Lied – ein bisschen melancholisch, ein bisschen hoffnungsvoll –  verbindet Altes und Neues und würdigt gemeinsamer Erinnerungen, die auch durch Trennung oder das Altern nicht ausgelöscht werden können.

Jeder Nachbar ein Freund

Mit einem realistischen Blick schaut ABBA auf den Jahreswechsel. In "Happy New Year" wünschen sie allen von Zeit zu Zeit den Glauben an eine heile Welt – "of a world where every neighbor is a friend". Eine Welt, in der jeder Nachbar ein Freund ist – auch 43 Jahre nach Erscheinen des Liedes hochaktuell. 

"Mögen wir Hoffnungen haben und den Willen, es zu versuchen – wenn nicht, könnten wir uns eh gleich hinlegen und sterben", singen die schwedischen Pop-Größen. Wer diesen Silvester-Blues noch toppen will, möge um Mitternacht Sänger Henning May und der Rap-Kombo K.I.Z. lauschen: "Hurra, diese Welt geht unter!".

Hip-Hop, Pop und Rock 

Für einen optimistischeren Start ins neue Jahr eine Minute vor Mitternacht den Hit von Hip-Hoper Peter Fox starten. Dann wird "Alles neu" in 2024. Und nicht vergessen: Jede und jeder hat das eigene neue Jahr in der Hand. "It's my life and it's now or never" liefert Bon Jovi exakt um 0 Uhr, wenn das Lied um 23:58 gestartet wird. 

Mit Pop-Sängerin Katy Perry kann man nicht nur den Silvesterabend musikalisch untermalen, sondern direkt selbst zum Feuerwerk werden. "Komm, zeig was du wert bist" und "lass deine Farben explodieren", ermutigt sie in ihrem Hit "Firework". Bei solchen Aussichten auf 2024 bleibt nur, sich Kool and the Gang anzuschließen: "Celebrate good times, come on!" – feiert die guten Zeiten, auf geht's!

Silvester und Neujahr

Silvester und Neujahr heißen der letzte und der erste Tag eines Jahres. Am 31. Dezember 335 starb Papst Silvester I. (lateinisch "der Waldmann"), nach dem der Tag benannt ist. Er war der erste als heilig verehrte Papst, der nicht das Martyrium erlitt. Doch wirklich historisch gesichert ist fast nichts über sein mehr als 20 Jahre dauerndes Pontifikat. Sein Todestag ist denn wohl auch der wichtigste Grund für seine Popularität - fällt er doch schon seit Jahrhunderten auf den traditionellen Jahreswechsel.

Ein junger Mann zündet einen Silvesterböller an / © InfinitumProdux (shutterstock)
Ein junger Mann zündet einen Silvesterböller an / © InfinitumProdux ( shutterstock )
Quelle:
KNA