Tobias Lorson über seinen Traumberuf in der Kirche

Ein Mathematiker und viele Noten

Kirche ist ein großer Arbeitgeber und beschäftigt neben Priestern die verschiedensten Berufsgruppen: Musiker, Architekten, Betriebswirte, Kunsthistoriker. Auch Tobias Lorson hat seinen Traumberuf in der Kirche gefunden. Welchen denn?

Junge Chorsänger / © Ja Crispy (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Für welchen Job schlägt Ihr Herz?

Tobias Lorson (Mathematiker und Chorleiter):  Das ist schon gleich eine schwierige Frage zu Beginn, aber wenn wir vom "Traumberuf in der Kirche" reden, dann muss ich natürlich Chorleiter antworten. Aber das fällt mir leicht zu sagen, denn ich bin in der Tat froh, dass ich neben meinem Hauptberuf auch noch diesen Nebenberuf ausüben kann - als Chorleiter eines Kirchenchors. Und das bereitet mir wirklich auch ganz viel Freude, da einmal in der Woche abends mit den Menschen zu singen. Insofern kann ich ruhigen Gewissens sagen: Mein Traumberuf in der Kirche ist Chorleiter.

DOMRADIO.DE: Das heißt, was machen Sie im Hauptberuf?

Lorson: Ich bin in der Versicherungsbranche tätig. Ich habe Mathematik studiert und arbeite jetzt hier in Köln in der Personenversicherung.

DOMRADIO.DE: Ein studierter Mathematiker, der abends unter der Woche einen Kirchenchor leitet - wie passt das zusammen?

Lorson: Die Frage habe ich mir eigentlich selbst gar nicht gestellt. Ich bin mit Musik groß geworden, hatte seit dem fünften Lebensjahr Klavierunterricht, dann irgendwann Orgelunterricht genommen. Ich bin somit auch ein Stück weit in die Kirchenmusik hereingewachsen. Von daher bin ich froh, dass ich das nach wie vor tun kann. Die Frage, ob das jetzt zusammenpasst oder nicht, ist für mich eigentlich zweitrangig. Mir macht beides Spaß und insofern ist es gut, wenn man es auch kombinieren kann und die Zeit dafür findet.

DOMRADIO.DE: Sind Sie Chorleiter, um einen Ausgleich zu schaffen? Kommen Sie nach einer Probe ruhiger nach Hause?

Lorson: Tatsächlich ist mir schon öfter aufgefallen, dass ich mit mehr Energie aus der Probe nach Hause fahre als ich hingefahren bin. Es ist natürlich auch ein Stück weit zusätzliche Belastung, wenn man abends noch mal los muss, ein fixer Tag der Woche verplant ist, man sich vorbereiten muss... Man muss auch entsprechend wach sein, man hat ja einen gewissen Vorbildcharakter als Chorleiter. Aber trotzdem: Es gibt auch viel zusätzliche Energie. Das merke ich, wenn ich mit Musik im Kopf nach Hause fahre.

DOMRADIO.DE: Sie proben mit gut 30 Sängerinnen und Sängern im Kirchenchor Sankt Cäcilia Langel im Kölner Süden. War es für Sie wichtig, dass es ein Kirchenchor ist oder hätte es irgendein Chor sein können?

Lorson: Ja, ein Stück weit ist mir schon wichtig, dass es ein Kirchenchor ist. Geistliche Musik ist eine ganz besondere Musik: Der Geist und das Stück Verkündigung darin machen sie besonders. Und ich finde, das merkt man der Musik oft an. Das merkt man auch den Musizierenden an. Meine Erfahrung ist, dass es vom Umfeld, von der Gruppe her immer etwas Schönes ist, wenn es sich um ein kirchliches Ensemble handelt. Nicht zuletzt ist die Kirchenmusik meines Erachtens auch heute ein sehr, sehr wichtiges Medium, um Menschen mit Kirche in Berührung zu bringen. Von daher bin ich froh, dass ich auch an dieser Stelle noch ein Stück mitwirken kann.

DOMRADIO.DE: Wie viel Ehrgeiz steckt da dahinter - wie gut soll dieser Chor sein?

Lorson: Natürlich möchte man die Lieder, die man singt, und die Stücke, die man für den Gottesdienst oder ein Konzert einübt, auch gut singen. Ich finde, diesen Anspruch sollte man auch haben. Aber viel wichtiger als ein bestimmtes künstlerisches Niveau ist mir eigentlich, dass man miteinander Musik macht und ich ein Stück weit Freude an der Musik vermittle. Mir ist viel wichtiger, dass die Leute einfach gerne zur Probe kommen, sie Spaß daran haben, dass sich etwas entwickelt und man auch besser wird. Aber es ist nicht mein Anspruch, einen Wettbewerb zu gewinnen, sondern die Freude an Kirchenmusik zu vermitteln.

DOMRADIO.DE: Was sind für Sie persönlich die allerschönsten Momente bei so einer Probe oder einem Auftritt? Ist es der Moment, wenn man merkt, dass alle vier Stimmen zusammenlaufen und es funktioniert?

Lorson: Ich freue mich eigentlich auf jede einzelne Probe. Der Alltag an sich macht Spaß. Das ist eine super grundlegende Erfahrung, die ich mache. Aber klar, es gibt auch einzelne Momente, etwa wenn man nach einer längeren Probephase das Ganze in der Kirche übt und den Klang um sich herum hört - der noch mal ein ganz anderer ist als der im trockenen Probesaal. Wenn man hört wie sich alles zusammenfügt und klingt, erfüllt es einen natürlich schon mit Stolz. Es macht Spaß und ich bin froh, wenn ich nach einem Auftritt, einem Konzert oder Gottesdienst merke, dass es den Leuten gefallen hat - sowohl den Sängerinnen und Sängern als auch den Zuhörern. Wenn man einen Nerv getroffen, einen positiven Beitrag gestiftet hat, sind das natürlich immer ganz besonders schöne Momente.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR
Mehr zum Thema