Bischöfe setzen sich gegen Menschenhandel und Ausbeutung ein

Ein gesellschaftliches Problem

​Die deutschen Bischöfe kritisieren Menschenhandel und Arbeitsausbeutung in der Gesellschaft. Dabei betonte Flüchtlingsbischof Heße die Wichtigkeit einer europäischen und internationalen Zusammenarbeit, um Menschenhandel zu unterbinden.

Moderne Sklaverei / © Harald Oppitz (KNA)
Moderne Sklaverei / © Harald Oppitz ( KNA )

"Für uns stehen zwei Fragen im Zentrum: Wie verbessern wir das Leben der Betroffenen und wie verhindern wir, dass Menschen ausgebeutet werden?", sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, bei einem internationalen Online-Fachgespräch zum Thema am Mittwoch in Bonn.

Lange bestehendes Problem

Der Hamburger Erzbischof hob hervor, dass Probleme, die schon lange existierten, einer breiten Öffentlichkeit erst bewusst geworden seien, als die Pandemie ökonomische Abläufe unterbrochen und vulnerable Beschäftigte zuerst getroffen habe, darunter "Menschen, die unter erbärmlichen Bedingungen, ohne Schutz vor Ansteckung, in der Nahrungsmittel-Industrie oder als Saisonarbeiter arbeiten oder Menschen, die in der häuslichen Pflege ausgebeutet werden".

Hinter jedem Schicksal "stehen die Profiteure, die Schleuser und Anwerber, die ausbeuterischen Arbeitgeber und Zuhälter. Und zuletzt auch wir alle, die wissentlich oder unwissentlich von ungerechten Löhnen und katastrophalen Arbeitsbedingungen profitieren". Für Heße sind europäische und internationale Zusammenarbeit die Basis, denn: "Nur wenn die Polizei- und Justizbehörden der Staaten entlang der gesamten Kette zusammenarbeiten, kann der Menschenhandel unterbunden werden und können die Täter gefunden, die Taten gestoppt werden".

"Perspektive der Heimatländer miteinbeziehen"

Die Experten der Konferenz betonten, dass es nicht allein um neue Gesetze und Verbote gehe, sondern bestehendes Recht umgesetzt werden müsse. Der stellvertretende Vorsitzender der Migrationskommission, Kölner Weihbischof Ansgar Puff, sagte: "Wir müssen die Perspektive der Heimatländer miteinbeziehen und zu Beginn der Kette der Ausbeutung und Versklavung mit unserer Hilfe ansetzen."

An dem Fachgespräch nahmen laut Bischofskonferenz außerdem Staatssekretär Björn Böhning aus dem Bundesarbeitsministerium sowie weitere Vertreter von Ministerien, Behörden und internationalen Nicht-Regierungs-Organisationen teil. Das Fazit zogen demnach die frühere UN-Sonderberichterstatterin für Menschenhandel, Mariagrazia Giammarinaro, und der Sonderberater der Santa Marta Group, Kevin Hyland. Er betonte: "Ohne die Mitwirkung der Zivilgesellschaft auf allen Ebenen, besonders auf der lokalen Ebene, kann der Menschenhandel nicht beseitigt werden."

Konferenz in Köln im Februar 2022

Die Deutsche Bischofskonferenz und die Santa Marta Group werden ihre gemeinsamen Aktivitäten in den kommenden Jahren fortsetzen. Im Mittelpunkt stehe dabei die Erste Europäische Konferenz der Santa Marta Group am 8. und 9. Februar 2022 in Köln. Die sogenannte Santa Marta Group ist eine Kooperation von kirchlichen Vertretern und Organisationen, Polizeibeamten aus über 30 Ländern sowie weiteren Organisationen.


Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg ( KNA )

Weihbischof Ansgar Puff / © Harald Oppitz (KNA)
Weihbischof Ansgar Puff / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA